HAVEN - Ultraleichtzelt von SIX MOON DESIGNS

Leichtgewichtszelte fürs Bikepacking und Wandern gibt es mittlerweile einige. Die Hersteller unterbieten sich gegenseitig mit geringen Gewichten und versprechen gleichzeitig eine top Performance bei jeder Witterung. Entsprechend teuer sind diese Zelte. Der Hersteller SIX MOON DESIGNS aus Oregon, USA, verfolgt eine andere Philosophie. Er bewirbt sein Haven Ultralight Tent als ultraleichtes, solides 2-Personenzelt mit geringem Packmaß zum Wandern zu einem bezahlbaren Preis. Wird es all diesen Ansprüchen gerecht? Clemens hat es auf einer langen Bikepackingtour getestet, hier geht’s zu seinen Eindrücken.

SIX MOON DESIGNS Haven Ultralight Tent
SIX MOON DESIGNS Haven Ultralight Tent

Transparenzhinweis

Das Haven wurde uns von SIX MOON DESIGNS für diesen Test zur Verfügung gestellt, somit handelt es sich um Werbung. Trotzdem sind alle Inhalte unsere persönliche, unabhängige Meinung und wir erhalten keine Bezahlung für diesen Review.

Unsere Anforderungen an das ideale Zelt fürs Bikepacking und Wandern

Wir zelten schon seit vielen Jahren, egal ob beim Wandern, oder beim Bikepacking. Oft sind wir dabei in den Bergen unterwegs, wo das Wetter auch mal ungemütlich sein kann. Unsere Anforderungen an das ideale Zelt zum Radln oder Wandern sind daher recht ähnlich:

  • kleines Packmaß
  • geringes Gewicht
  • gute Verarbeitung und robuste 3-Jahreszeiten-Konstruktion, die auch bei viel Wind und Regen zuverlässig wasserdicht ist
  • möglichst einfacher Auf- und Abbau, gerade bei täglichem Standortwechsel ist das wichtig
  • Außen- und Innenzelt gekoppelt - ideal beim Auf-/Abbau im Regen
  • ausreichende Innenabmessungen für 1 bzw. 2 Personen
  • gute Belüftung bei zugleich ausreichendem Windschutz

Erster Eindruck und Besonderheiten des Haven

  • kleines Packmaß
  • geringes Netto-Gewicht von ca. 960 g inklusive Packsack (aber ohne Heringe und Gestänge); mit komplettem Zubehör (Packsack, 8 Heringe, 2 extra Abspannleinen) wiegt es bei uns ca. 1,2 kg, mit eigenem Footprint ca. 1,35 kg
  • Zeltkonstruktion: Firstzelt/A-Frame-Konstruktion mit 2 geraden Gestängen und mind. 6 Heringen zum Aufbau
  • das Innenzelt lässt sich auch allein aufstellen; top bei warmen, trockenen Nächten
  • echtes Double-Wall-Zelt mit einem Außenzelt aus silikonisiertem Nylon und einem Mesh-Innenzelt. Innen- und Außenzelt sind gekoppelt.
  • rechteckige Liegefläche von 112 x 224 cm im Innenzelt reicht für zwei schmale Isomatten
  • großer Innenraum mit beachtlicher Sitzhöhe von 1,14 m
  • super Belüftung durch viel Meshgewebe
  • 2 getrennte Apsiden mit extra Stauraum
  • modulares System: das Haven ist kein fertig einsetzbares Zelt mit allem Zubehör, d.h. jedes Teil muss extra geordert werden, v.a. Gestänge, Heringe
  • Zelt ist ab Werk nicht wasserdicht. Es ist eine extra Silicon-Nahtversiegelung nötig. Das muss man selber machen oder per Aufpreis ab Werk bestellen.
  • Flexibilität: Das Haven richtet sich primär an Wanderer, die bereits Trekkingstöcke als Gestängeersatz dabei haben

Der Praxistest

Auf- und Abbau

Der Auf- und Abbau klappt mit etwas Übung in wenigen Minuten. Damit das Zelt steht, sind mindestens 6 Heringe und zwei Zeltstangen (oder zwei Trekkingstöcke) nötig. Zuerst legt man die Zeltunterlage aus. Dann positioniert man die 4 Heringe an den äußeren 4 Ecken des Außenzeltes, steckt die 2 Zeltstangen in die dafür vorgesehenen Taschen am Zeltfirst, richtet das Zelt auf und spannt es seitlich mit den Abspannleinen ab. Jetzt lässt sich das Zelt an allen 6 Abspannpunkten nachspannen, bis es sauber steht. Am Außenzelt - was im Grunde nur ein Tarp ist - lässt sich jetzt an insgesamt 8 Punkten das Mesh-Innenzelt ankoppeln. Einmal verbunden, kann man ab jetzt das Außen- und Innenzelt immer gemeinsam auf- und abbauen, was gerade bei Regen ein großer Vorteil ist, da somit das Innenzelt trocken bleibt.

Etwas ungewohnt erscheint die lockere Verbindung zwischen Außen- und Innenzelt an den 4 Außenecken. Der Zeltboden des Innenzelts wird nicht mit Heringen am Boden fixiert, sondern er ist nur mit 4 einstellbaren Leinen relativ locker mit dem Außenzelt verbunden. Die Idee dahinter ist, dass sich der Zeltboden bei Windböen etwas mitbewegen kann, um eine Überlastung des Materials an den Verbindungspunkten zu vermeiden. Im Einsatz hat das bei mir prima funktioniert.

Für einen noch größeren Innenraum bietet das Außenzelt an der Kopf- bzw. Fußseite 2 extra Befestigungsschlaufen für zwei zusätzliche Abspannleinen. Somit verringert sich bei großen Personen auch die Gefahr, dass man im Schlaf mit dem Schlafsack am nassen Außenzelt anstößt.

Wenn das Zelt steht, soll man nach einer halben Stunde die Leinen etwas nachspannen, wenn sich das Material entspannt hat. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und einem anfangs trockenen Zelt ist das besonders spürbar. Allerdings gilt das aus unserer Erfahrung für alle Zelte aus silikonisiertem Nylon.

Raumgefühl

Wenn man das erste Mal im Zelt sitzt, dann überrascht zunächst die Höhe. Für ein Zweipersonenzelt empfinden wir den Innenraum als angenehm groß, fast schon üppig, vor allem weil die zwei Zeltstangen ca. 1,14 m lang sind und die Kopffreiheit in der Zeltmitte dem entsprechend groß ist. So kann man sich bequem im Sitzen ohne Verrenkungen An- und Ausziehen. Hier fällt auf, dass das Gestänge asymmetrisch über der Grundfläche und näher am Kopfende des Zeltes positioniert ist. Dadurch stößt man beim Aufrichten nicht so leicht an das Innenzelt an und hat mehr Kopffreiheit. Noch besser nutzbar ist das Zelt, wenn man die zwei zusätzlichen Schlaufen am Außenzelt verwendet, um das Zelt weiter abzuspannen. So vergrößert sich auch der Innenraum, da genau an dem Punkt das Außen- und Innenzelt gekoppelt sind - ein cleveres Detail.

Durch die große Höhe in der Mitte des Zeltes mit den senkrechten Zeltstangen an den Längsseiten des Innenzeltes gelangen auch großgewachsene Personen sehr bequem ins Zelt hinein und wieder heraus. Außerdem optimiert dieses Konzept den Innenraum des Zeltes, so dass die große Grundfläche von 224 x 112 cm auch tatsächlich nutzbar ist. Mit zwei schmalen Isomatten mit 51 cm Breite hat man ausreichend Platz und sogar die Kombination aus einer 51 cm und einer 64 cm breiten Therm-A-Rest Isomatte funktioniert noch.

Apsiden und Regenschutz

Die zwei getrennten Apsiden sind für uns sehr gelungen. So können zwei Personen unabhängig voneinander in das Zelt hinein- bzw. herausgelangen und bei schlechtem Wetter lässt sich die geschütztere Seite des Zeltes öffnen. Je nach Witterung lassen sich die Apsiden etwas höher oder tiefer abspannen, nur ganz bis zum Boden reichen sie nicht. Somit ist der Schutz der Apside fürs Gepäck bei viel Wind und Regen begrenzt. Da die Zeltstangen senkrecht stehen, regnet es selbst bei komplett geöffneten Apsiden erfreulicherweise nicht ins Innenzelt, zumindest solange es windstill ist.

Noch etwas besser wäre der Spritzwasserschutz im Innenzelt, wenn der Zeltboden des Innenzeltes (sog. Bathtube) umlaufend ein paar Zentimeter höher abschließen würde. Je nachdem wie gut das Zelt abgespannt ist, reicht das Meshgewebe fast bis auf den Boden. Bei ordentlich Wind und Regen könnte etwas Spritzwasser vom Boden ins Innenzelt gelangen. Doch diesen Extremfall haben wir mit diesem Zelt bislang noch nicht erlebt und das Außenzelt reicht relativ weit über das Innenzelt hinaus.

Tauwasserbildung

Im Grunde ist das Haven Ultralight Tent die Kombination aus einem Tarp und einem Mesh-Innenzelt mit Zeltboden. Doch die Kombination von beiden ist wirklich gelungen und bietet die Vorteile eines „richtigen“ Zeltes. Verglichen mit dem 1-Personenzelt Lunar Solo (hier geht’s zu unserem Review) ist die Tauwasserbildung im Haven spürbar geringer, da die Belüftung insgesamt deutlich besser ist und man nicht so leicht mit dem Schlafsack am Außenzelt anstoßen kann. Natürlich wird bei ungünstigen Bedingungen - eine sternklare, windstille, kalte Nacht am Ufer eines Sees - die Innenseite des Außenzelts komplett nass und ein paar Tropfen Wasser werden auch ins Innenzelt tropfen. Doch das hatten wir bislang bei allen unseren Zelten.

Zur besseren Belüftung lassen sich beim Haven die beiden Apsiden komplett hochrollen und am First gibt es zwei kleine zusätzliche Lüftungsöffnungen im Außenzelt, so dass sich eine wirksame Querbelüftung des Zeltes ergibt. Bei trockenen, warmen Nächten kann man auch nur das Innenzelt als Moskitoschutz verwenden, wodurch die Belüftung natürlich perfekt ist.

Packmaß

Das kleine Packmaß ist ein starkes Argument für dieses Zelt. Jedoch erreicht man das nur, solange das Zelt in einem guten Kompressionsbeutel mit Riemen verpackt ist. Die zwei mitgelieferten Packbeutel - einer für das Außen-, der andere für das Innenzelt - sind dafür nur bedingt geeignet.

Legt man das Zelt nur ordentlich zusammen und verpackt es, dann kann sich sein Volumen, ähnlich wie ein Daunen-Schlafsack, der gerade aus seinem Kompressionsbeutel herausgenommen wurde, stark vergrößern. Sind das Außen- und das Innenzelt auch noch gekoppelt, so passt es nur mit viel Mühe - oder gar nicht - in den Beutel des Außenzelts, gerade wenn das Zelt nass ist. Beim täglichen Auf- und Abbau des Zeltes nervt das. Auf meiner letzten Bikepacking-Tour quer durch Deutschland und Frankreich habe ich daher das Zelt samt Gestänge, extra Unterlegplane und Heringen einfach in eine kleine aber sehr feste Packtasche von Tailfin (Mini Paniers) gesteckt und auf den Packbeutel komplett verzichtet. So hat es mich auch nicht gestört, wenn das Zelt beim Einpacken nass war, da der Rest meiner Ausrüstung trocken geblieben ist. Sobald sich während des Tages die Gelegenheit ergab, ließ sich das Zelt schnell herausnehmen und in der Sonne trocknen.

Verarbeitungsqualität und Preis

Auch wenn die gesamte Zeltkonstruktion recht filigran wirkt, so ist sie doch durchdacht bis ins Detail und hat sich nach den ersten Einsätzen als sehr robust erwiesen. Man merkt die Weiterentwicklung des Haven Ultralight Tent gegenüber dem vor ein paar Jahren vorgestellten Einpersonenzelt Lunar Solo. 

Gewöhnungsbedürftig war für uns anfangs die minimalistische Philosophie des Herstellers. Ein Zelt bei dem ab Werk die Nähte nicht wasserdicht versiegelt sind, sämtliches notwendige Zubehör wie Heringe, Gestänge oder Packbeutel die separat erworben werden müssen? Das waren wir von unseren europäischen Zeltherstellern anders gewohnt. Doch inzwischen haben wir diese Herangehensweise zu schätzen gelernt. Es handelt sich eben um ein Ultraleicht-Zelt, bei dem um jedes Gramm gefeilscht wird und das trotzdem solide und zuverlässig funktioniert, ohne dabei zu teuer zu sein. Kein leichter Kompromiss, doch uns erscheint er gelungen und der Preis ist mit € 348,95 (Angabe auf Herstellerseite, Stand August 2024) fair.


Fazit - für wen eignet sich das Zelt?

Das Haven Ultralight Tent von SIX MOON DESIGNS ist für uns die gelungene Kombination aus einem minimalistischen Tarp und einem Mesh-Innenzelt mit Zeltboden zu einem „richtigen“ Zelt für 1 bis 2 Personen zum Wandern und Bikepacking. Je nach Bedarf lässt sich nur das Innen-, nur das Außenzelt oder das komplette Zelt aufstellen. Packmaß, Gewicht und Verarbeitungsqualität können überzeugen und die vielen durchdachten und über die Jahre verbesserten Details zeugen davon, dass viel Herzblut in die Entwicklung dieses Zeltes geflossen ist. Somit erscheint auch der Preis mit € 348,95 (Angabe Hersteller, Stand August 2024) als fair.

Herstellernachweis

 Alle Infos zum Zelt sowie dem Zubehör gibt’s unter:

https://www.sixmoondesigns.com *)

 

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