Packliste Radreise- was brauche ich wirklich?

Radln macht am meisten mit leichtem Gepäck Spaß, vor allem wenn`s die Pässe rauf und runter geht spürt man jedes Extra-Kilo an Gewicht. Was brauchst Du auf alle Fälle, was ist nice to have? In diesem Artikel beschreiben wir unsere seit Jahren bewährte Packliste fürs klassische Radreisen, das heißt primär auf asphaltierten Straßen mit den typischen Packtaschen und Gepäckträgern. Für die leichtere Bikepacking-Variante haben wir in unserem Blog einen eigenen Artikel samt Video veröffentlicht (Link steht weiter unten).

Fragen im Vorfeld

Genau wie bei der Packliste zum Wandern gilt auch bei der klassischen Radreise: weniger ist mehr! Unnützes Gepäck und damit Gewicht kann einen schnell ausbremsen, v.a. bergauf! Unsere 6 Fragen sollen Dir bei der Planung der Tour im Vorfeld als Anregung dienen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, woran man denken sollte. Weiter unten folgt dann unsere Packliste im Detail.

  1. Jahreszeit: Zu welcher Jahreszeit radle ich? Bin ich in den Bergen unterwegs und muss evtl. noch mit Schnee rechnen? Dann wird die Liste eher lang...
  2. Übernachtung: Schlafe ich nur in festen Unterkünften? Dann sollte man vorher die Unterkünfte reservieren, kann sich dafür neben dem  Zelt auch noch Isomatte, Schlafsack, Kocher und einiges Gewicht an Lebensmitteln  sparen.
  3. Essen: Die Verpflegung ist natürlich enorm wichtig, um fit zu bleiben. Tipp: Am besten lässt sich vorher bei Tagestouren erproben, welche Lebensmittel man gut verträgt und welche nicht. Auf der eigentlichen Tour sollte man später nur soviel einpacken, wie von einer Verpflegungsmöglichkeit bis zur nächsten nötig ist. Wer öfter mal einkehrt und bei seinen Unterkünften frühstückt oder zu Abend isst, der kann sich auch den Kocher sowie Lebensmittel zum Kochen bzw. Frühstücken sparen. Da kommen schnell mehrere Kilo Gewichtsersparnis zusammen! Wir sind bei klassischen Radtouren meist mit Zelt und Kocher unterwegs, für den Zugewinn an Flexibilität nehmen wir das Mehrgewicht in Kauf.
  4. Trinkwasser: Wir haben an unseren Rädern meistens jeweils zwei 0,75 l-Trinkflaschen dabei, die wir bei jeder Gelegenheit frisch befüllen. Zusätzlich führt jeder zwei 1,5 l Wasserflaschen mit, die wir je nach Bedarf nicht, ganz oder nur teilweise füllen konnten. Unsere Erfahrung zeigt, dass zumindest in den Alpen und teilweise auch in den Mittelgebirgen die Wasserversorgung an Quellen und Brunnen, (vor allem in den Zentren der Orte) problemlos klappt. Schwieriger kann sich das in sehr trockenen Gebieten darstellen. Im Extremfall schleppten wir mal über 8 l Wasser mit, doch das ist eine eigene Geschichte wert...
  5. Orientierung: Für "normale" Touren auf Straßen hat uns bisher immer eine normale Straßenkarte gereicht (Maßstab 1 : 150.000 oder kleiner). Vor allem in den Bergen existiert manchmal nur eine Straße im Tal, so dass die Orientierung einfach ist. Ein extra GPS-Gerät ist vor allem bei Offroad-Bikepackingtouren auf kleinen Wegen unverzichtbar. Wir nutzen bereits seit einer ganzen Weile den Karoo 2 von Hammerhead und sind begeistert (hier geht's zum detaillierten Test). Zur detaillierten Routenplanung selbst verwenden wir die App Komoot. Zusätzlich verwenden wir Offline-Karten von Maps.Me, eine App die vor allem in Städten und Ortschaften toll ist, um schnell eine bestimmte Adresse oder ein Geschäft zu finden. Trotzdem ist zu bedenken, dass die Technik mal versagen kann. Deshalb haben wir zumindest bei unseren großen Touren auch heute noch immer eine Straßenkarte zur Übersicht dabei, in der wir die geplante Route einzeichnen. Doch es geht auch anders. In der Vergangenheit haben wir uns oft ein eigenes Roadbook angefertigt und ausgedruckt, dass wir griffbereit am Rad verstaut hatten. Darin fanden sich der Streckenverlauf, ein Höhenprofil sowie die ungefähren Tagesetappen mit den Zeltmöglichkeiten. Heute mag das antiquiert wirken, doch den größten Vorteil sehen wir darin, dass man sich so die Strecke schon im Vorfeld gut einprägt, seine Vorfreude auf die Tour steigert und vor allem nicht abhängig vom Strom oder dem Internet für sein Smartphone ist. Es kann ja auch mal reizvoll sein, für ein paar Tage offline zu sein. Wer nur gelegentlich auf Tour geht, kann natürlich auch das Smartphone mit der App Komoot verwenden. Wie man sein Smartphone am Lenker befestigen kann, beschreiben wir in einem eigenen Artikel. 
  6. Bekleidung: Wir fahren die meisten unserer Touren in der warmen Jahreszeit, wo höchstens in den Bergen mit tieferen Temperaturen zu rechnen ist, so dass wir keine spezielle Kleidung für tiefe Temperaturen benötigen. Die im Folgenden vorgestellte Packliste basiert auf dieser Überlegung.
Reiserad bepackt, Frontroller, Backroller, Seesack, Packsack, Flaschenhalter
zum klassischen Reiserad umgebautes MTB-Hardtail: 4 Radtaschen und zwei Seesäcke bieten üppig Platz für die ganz große Tour

Packliste für die klassische Radreise

Hier unsere Liste, die uns bisher als guter Leitfaden gedient hat - aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • 2-Personenzelt mit Zeltunterlage (wir sind mit dem Hilleberg Anjan 3 unterwegs, zu zweit ist das schön geräumig)
  • (Daunen-) Schlafsack + Seideninlay (für mehr Hygiene)
  • Isomatten (Therm-A-Rest NEOAIR XLITE). Wir verwenden keine Luftmatratzen, da diese in der Regel nicht wärmen.
  • Gaskocher mit Topf,  Gaskartusche mit passendem Adapter (Edelrid Ventilkartuschen Adapter) für den Kocher - mehr dazu unter Outdoorküche.
  • Teller, Haferl, Besteck, Taschenmesser
  • Stirnlampe (wer definitiv nur tagsüber unterwegs ist, ist mit einer kleinen LED-Lampe, z.B. von Petzl gut ausgerüstet; falls die Touren mal länger dauern, dann empfehlen wir die Lupine Pico 4, sie lässt sich sehr flexibel am Rad oder auch am Helm befestigen). 
  • Kulturbeutel mit dem nötigsten Inhalt & Taschentücher, außerdem Sonnencreme & Lippenschutz
  • Erste Hilfe Set (hier erklärt Dir Turbodoc was alles dazu gehört)
  • Karten und eigenes Roadbook (siehe Beschreibung oben)
  • Waschlappen und/oder kleines Handtuch (toll ist das Sea to Summit Pocket Towel)
  • Falteimer: praktisch zum Wasser holen und Wäsche waschen
  • Regenjacke, Regenhose, Gamaschen für die Schuhe
  • Handschuhe + Mütze (vor allem die Mütze ist superpraktisch für kalte Nächte)
  • Schlauchschaal von Buff (dient auch als zusätzlicher Sonnenschutz)
  • Kopfbedeckung (Kappe) + Helm
  • Sonnenbrille
  • 1 lange Wanderhose (für den Abend/Morgen)
  • 1 kurze Wanderhose (alternativ für die Mädels Rock oder Kleid)
  • 1 Longsleeve
  • 1 lange Unterhose/Tight/Legging
  • für die Mädels: min. einen Sport-BH
  • 1 Fleecejacke / 1 Primaloft-Jacke
  • 2 Funktions-T-Trikots sowie kurze Radhosen mit Beinlingen für kühle Tage
  • 1 Windstopper-Langarmtrikot
  • 1-2 x Funktionsunterwäsche
  • 2 Paar Radsocken, dick und dünn (+ 1 Paar dünne Wollsöcklinge - wärmt im Schlafsack wunderbar kalte Mädelsfüße)
  • wasserdichte Packsäcke für die Wäsche; so kommt Ordnung ins Gepäck
  • Schnur + Wäscheklammern (hier gib`s super kleine und leichte von Ortec)
  • gute Radschuhe mit Klickpedalen
  • Smartphone & Ladegerät, 1 Powerbank
  • Kamera & ggf. Ersatzakku
  • Personalausweis & Auslandskrankenversicherung
  • Bargeld 
  • ultraleichte Badeschlappen oder Flip Flops für die Dusche am Zeltplatz
  • Lebensmittel für die ersten 1 1/2 Tage bzw. Energieriegel, die man gut verträgt und nach dem fünften Riegel auch noch schmecken - mehr dazu unter Outdoorküche
  • Wasser - hier verwenden wir unterschiedliche Größen einfacher PET-Flaschen in den Radtaschen, die wir regelmäßig wechseln und führen jeder noch 2 Stück 0,75 l-Trinkflaschen im Flaschenhalter am Rad mit. Wasserfilter und ähnliches war bei unseren Touren bislang kein Thema. Für den Notfall haben wir Micropur Tabletten dabei, allerdings hatten wir sie noch auf keiner Tour in Verwendung.
  • 2 Hinterrad-Gepäcktaschen von Ortlieb (siehe Beschreibung unten) + 1 Seesack von Ortlieb hinten
  • (Clemens hat zusätzlich 2 kleinere Ortlieb-Fronttaschen vorne dabei, für den schnellen Zugriff on Tour, v.a. für`s Essen ... :-))
  • Packriemen und Expander

 

Wenn Du weniger mitnehmen willst oder die Teile zu schwer sind, gäbe es folgende Einsparmöglichkeiten:

  • Gaskocher mit Topf (und Adapter); wer nicht viel Wert auf warmes Essen oder einen morgendlichen heißen Kaffee oder Tee legt, der kann die Teile getrost daheim lassen. 
  • Zelt, Isomatte, Schlafsack: für alle die nur in festen Unterkünften übernachten
  • Lebensmittel und Wasser: wer es sich leisten kann und will immer Essen zu gehen, kann hier viel Gewicht sparen

 

Tipp zum Schluss:

Alle Teile, die in unseren Gepäck kamen, wurden zuerst mit der Küchenwaage gewogen. Kann man sich nicht zwischen zwei Teilen entscheiden - einfach wiegen und das Leichtere einpacken. Über die letzten Jahre haben wir das Gewicht unserer Ausrüstung auf diese Weise um mehrere Kilo gesenkt!


Zelt

Zelt, 2 Personenzelt, Tunnelzelt, 4-Jahreszeiten Zelt, Hilleberg Naldo 2

2-Personenzelt mit Zeltunterlage

Wir sind bisher gut mit dem Hilleberg Nallo 2 unterwegs gewesen. Zugegeben, es gibt wesentlich preiswertere Zelte, doch die Stabilität und Einfachheit des täglichen Auf- und Abbaus haben uns voll überzeugt. Alle anderen Ultra-Leichtgewichtszelte haben uns bisher nicht überzeugt und bei jedem heftigen Unwetter, das wir bislang erlebten, stand unser Zelt wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung, während manche Zeltnachbarn in Panik gerieten.

Wir empfehlen unbedingt, eine passende Zeltunterlage ("Footprint") zu verwenden, um erstens den eigentlichen Zeltboden v.a. vor Dornen, spitzen Steinen aber auch vor Schmutz zu schützen. So lässt sich ein nasses Zelt zumindest relativ sauber einpacken.

 

Ideal ist dieses Zelt für alle, die Wert legen:

  • Stabilität auch bei schlechtem Wetter
  • geringes Gewicht
  • leichter Auf- und Abbau durch das gekoppelte Innen-/Außenzelt - selbst im Regen
  • die auch mal bei tieferen Temperaturen oder sogar bei Schnee zelten.

Eher nicht einsetzen würden wir dieses Zelt bei einem reinen Badeurlaub am Strand, wenn den ganzen Tag die Sonne draufknallt und das wochenlang. Dazu ist es uns schlicht zu schade. Hier reicht ein einfaches Zelt.

Gepäck am Rad

Gepäckträger, Tubus Cargo mit Fußverlängerung

Die Auswahl an möglichen Gepäckträgern, vor allem für hinten, ist riesig - scheinbar.

Da wir viel Wert auf Zuverlässigkeit und Funktionalität legen, empfehlen wir die Gepäckträger von Tubus. Hier gibt es für fast jeden Einsatzzweck ein passendes Modell, für vorne und hinten. Im Bild seht Ihr das Modell Cargo mit der silbernen Fußverlängerung. Diese dient dazu, dass Leute mit größeren Füßen beim Treten nicht mit den Fersen an die Radtaschen anstoßen - sehr praktisch! 

Radtaschen

Ortlieb, Backroller, Frontroller, wasserdichte Radtasche

Radtaschen sind für eine Radtour unerlässlich und die Auswahl ist groß. Ortlieb ist nicht umsonst der Marktführer bei hochwertigen Radtaschen. 

Klar, es gibt günstigere Anbieter, doch uns überzeugt an diesen Taschen, dass:

  • sie absolut wasserdicht sind
  • sich superleicht am Rad befestigen und auch abnehmen lassen (dies ist zum Beispiel beim Transport mit der Bahn wichtig)
  • sie solide verarbeitet sind und lange halten
  • wenn mal z.B. eine Schnalle oder ein Riemen ersetzt werden müssen, gibt es passende Ersatzteile zu kaufen.

Zur Illustration haben wir Clemens beladenes Reiserad abgebildet:

bepacktes Reiserad, Frontroller, Backroller, wasserdichte Radtaschen, Flaschenhalter, Packsäcke

Radtaschen

vorne: 2 Ortlieb-Frontroller, 20 l/Paar

hinten: 2 Ortlieb-Backroller, 40 l/Paar (diese sind 20 Jahre alt und gut in Schuss!)

hinten oben: Ortlieb-Packsack, 35 l

vorne oben: Ortlieb-Packsack 7 l

wasserdichte Packsäcke

Ortlieb Packsäcke klein, unterschiedliche Größen und Farben

Schon wieder Ortlieb? Richtig, da wir mit diesen Packsäcken bisher sehr gute Erfahrungen gemacht haben, sprich sie sind wasserdicht.

Es gibt sie in unterschiedlichen Farben, Größen und Materialstärken. Die hier abgebildeten Säcke sind aus dünnem Material, das sich primär für den Einsatz im Rucksack oder in einer Radtasche eignet. 

Packriemen + Expander

Packriemen, Expander, zum Befestigen von Packsäcken

Zum Befestigen der Packsäcke am Rad verwenden wir solide Packriemen oder Expander.

Energieriegel

Snickers, Zorn Haferkraft, Ostsnack, Energieriegel, Schokoriegel

Hier möchten wir Euch nur relativ allgemeine Tipps geben, denn professionelle Ernährungsratgeber gibt es genug. 

 

Neben den Lebensmitteln für die Tour, die wir immer vor Ort versuchen einzukaufen, haben wir als (Not-)Reserve immer etliche Energieriegel dabei. Die Anzahl variiert mit der Versorgungslage im Reiseland bzw. auf den Tagesetappen.

 

Für uns bewährt haben sich die Energieriegel von OATSNACK, Powerbar und Corny. Diese gibt`s in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Daneben finden wir Nüsse und getrocknete Früchte wie Feigen, Rosinen, Äpfel usw. prima. Sie sind gesund, haben eine hohe Energiedichte und schmecken uns gut.

Essen und Trinken

Genießen! Wir sind keine sich selbst kasteienden Asketen, wir wollen die örtlichen Spezialitäten des Landes auf unseren Touren genauso erleben, wie Land und Leute. Gutes Essen ist für uns ein Teil der Kultur, der entdeckt werden will. Dies fließt auch in die Bewertung des Dolce-Faktors bei jeder Tour mit ein.

 

Generell nehmen wir immer soviel Proviant mit auf Tour, wie wir von einem Verpfle-gungsort zum nächsten benötigen, z.B. für einen Tag. Wir kaufen alles Benötigte auf Märkten und in Supermärkten ein. Als Reserve haben wir immer einige Energie-riegel dabei, falls mal weit und breit kein (Super)Markt in Sicht ist.

minimalistischer Rucksack

Leichtgewichtsrucksack, 80g, leichter Packsack mit Trageriemen

Da wir beim Radln am liebsten ohne Gepäck am Rücken unterwegs sind und nicht zusätzlich einen Rucksack verstauen können, haben wir dieses ultraleichte Modell entdeckt. Im Prinzip ist es ein leichter, wasserdichter Packsack mit 2 leichten Schulterriemen, aber ohne Rückenpolster. Klasse geeignet, wenn man abends mal einen Stadtbummel einlegt oder man morgens zum Waschhaus läuft.



Anmerkung am Schluss

Zu Recht mag mancher jetzt fragen, wieso das oben abgebildete Reiserad derart beladen ist. War nicht mal von "weniger ist mehr" als Prämisse die Rede? Stimmt, doch dies war eine Radtour im Frühjahr, mit äußerst wechselhaftem Wetter, d.h. mit viel Wind, Regen und kühlen Temperaturen. Entsprechend war die Ausrüstung anzupassen. Das erste Frühstück fand übrigens bei 7°C im Innenzelt statt, um das Zelt waberte noch der Morgennebel.

Dass es auch leichter geht, zeigen die folgenden Fotos. Seit mehreren Jahren sind wir primär im Bikepacking-Stil unterwegs und genießen die  Vorzüge des deutlich leichteren Reisens abseits der ausgetretenen Pfade.

unterwegs auf Bikepackingtour in den Bergen
unterwegs auf Bikepackingtour in den Bergen

Zu unserer aktualisierten, speziell aufs Bikepacking in den Bergen abgestimmten Packliste geht es hier. In dem ausführlichen Video zeigen wir Euch jedes Detail unserer Ausrüstung. Außerdem findet Ihr alle Infos, wie wir unsere Räder fürs Bikepacking fit gemacht haben.

 

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Schreibt uns eine Mail an: team@berghuhn.de