Sattel SQlab 611 Ergowave active 2.1

Sitzprobleme bei längeren Radtouren hat vermutlich jeder schon mal erlebt. Auch wir sprechen hier aus eigener, schmerzvoller Erfahrung. Doch was kennzeichnet einen guten Sattel und wie findet man den Passenden für sich selbst? Ich habe den SQlab 611 Ergowave active 2.1 über die letzten Monate ausgiebig getestet, meinen Eindruck lest Ihr hier!

SQlab 611 Ergowave active 2.1
SQlab 611 Ergowave active 2.1

Transparenzhinweis

Der Sattel 611 Ergowave active 2.1 wurde mir von SQlab für diesen Test zur Verfügung gestellt, somit handelt es sich um Werbung.


Wie findet man den „passenden“ Sattel?

Bevor ich den Sattel SQlab 611 Ergowave active 2.1 teste, beschreibe ich meine persönlichen Anforderungen an den perfekten Sattel, ohne bei diesem Punkt zu sehr in die Tiefe zu gehen.

 

  • Ergonomie: Ein guter Sattel zeichnet sich dadurch aus, dass er ergonomisch perfekt zum eigenen Hintern passt. Entscheidend hierfür ist, dass das meiste Körpergewicht über die Sitzknochen auf den Sattel übertragen wird und nicht über den sensiblen Dammbereich. Deshalb haben viele Sättel in der Mitte eine Vertiefung oder sogar ein Loch. Wird über längere Zeit Druck auf den Dammbereich ausgeübt, dann verschlechtert das die Durchblutung in den Beinen und im Genitalbereich, oder die Nerven werden gereizt. Die Folge können Kribbeln und Taubheitsgefühl sowie Schmerzen im Gesäß sowie den Beinen sein.
  • Sattelbreite: Neben der Entlastung des Dammbereichs muss ein Sattel die zum eigenen Sitzknochenabstand passende Breite haben. Diese lässt sich mit einem Stück Wellpappe selber messen, auch die Webseite von SQlab ist an dieser Stelle recht hilfreich. Bei der passenden Sattelbreite sitzen die Sitzhöcker genau an der richtigen Stelle auf dem Sattel, die Druckverteilung am Hintern passt. Das kann sich anfangs ungewohnt und sogar unbequem oder zu hart anfühlen. Der eigene Körper und vor allem die Sitzknochen müssen sich erst an den Druck gewöhnen, was aber schon nach ein paar längeren Fahrten erstaunlich gut funktioniert.
  • Polsterung und Dämpfung: Ein weicher Sattel fühlt sich vielleicht im ersten Moment bequem an, das bedeutet aber nicht, dass er auch passt. Aus unserer Erfahrung ist meist genau das Gegenteil der Fall. Eine zu weiche Polsterung bietet den Sitzknochen keinen Halt, sie sinken viel zu weit ein und erhöhen den Druck auf den sensiblen Dammbereich, womit wir wieder beim Punkt Ergonomie angekommen sind (siehe oben). Unsere bequemsten Sättel sind daher relativ hart. Günstig ist es zudem, wenn das Sattelgestell etwas flexen kann, so werden schnelle, kleine Vibrationen beim Fahren vom Untergrund nicht komplett auf den Hintern übertragen. Ebenfalls sollte ein guter Sattel eine gewisse seitliche Bewegung des Beckens beim Pedalieren zulassen, denn das entspricht mehr der natürlichen Bewegung beim Laufen.
  • Sitzposition auf dem Rad: Die eigene Sitzposition auf dem Rad ist ebenfalls sehr wichtig, um  den passenden Sattel zu finden. Als Faustformel kann man sagen, je gestreckter man auf dem Rad sitzt, desto schmaler muss ein Sattel sein, weil dann das Becken weiter nach vorne kippt und sich dabei der Sitzknochenabstand verringert.
  • Robustheit: Neben den eben genannten Punkten muss für uns ein guter Sattel auch möglichst robust und hochwertig verarbeitet sein, damit er bei jedem Wetter möglichst lange hält.

Wer sich nach dieser knappen Beschreibung nicht sicher ist, den passenden Sattel auszuwählen, dem empfehlen wir, sich an einen guten Fachhändler vor Ort zur Beratung zu wenden. 

SQlab 611 Ergowave active 2.1 im Test

Erster Eindruck

Der SQlab 611 Ergowave active 2.1 ist ein Sattel speziell für den MTB-Einsatzbereich. Erhältlich ist er in 4 verschiedenen Breiten, somit sollte jede(r) die passende Breite für sich finden, denn es ist ein unisex-Modell. 

Auf den ersten Blick auffällig ist die doppelte Stufenform des Sattels, die deutliche Mulde in der Mitte und ein leicht hochgezogenes Heck. Dort ist der Sattel an den Rändern zusätzlich mit einem robusten Kevlargewebe  gegen Abrieb geschützt, was praktisch ist, wenn man sein Bike mal irgendwo anlehnt. Der Sattel bietet eine spürbare seitliche Bewegung zwischen Satteldecke und Gestell, wodurch das Becken und sogar die Bandscheiben beim Pedalieren entlastet werden sollen. Zur individuellen Anpassung dieser seitlichen Bewegung und der Dämpfung werden drei unterschiedlich harte, auswechselbare Elastomere mitgeliefert, um den Sattel besser an das eigene Körpergewicht anpassen zu können. Ich habe das bereits montierte, mittelharte Elastomer am Sattelgestell verwendet, da es gut zu meinem Körpergewicht passte. 

Erfreulicherweise bietet das Sattelgestell einen relativ langen Verstellbereich (vor/zurück) an, um die Position des Sattels an die eigene Sitzposition anpassen zu können. Ansonsten ist das Erscheinungsbild optisch gesehen sehr schlicht, was mir gut gefällt und auch die Verarbeitung wirkt hochwertig. 

Ich habe den Sattel an 3 unterschiedlichen Bikes (2 Gravelbikes und ein MTB) montiert und bin jeweils mehrere Tage damit gefahren, um einen guten Fahreindruck zu gewinnen. Am Ende habe ich ihn auf einer mehrtägigen Transalp an meinem Gravelbike (hier geht's zum Bike: Specialized Diverge) verwendet. 

Fahreindruck und Fazit

Nachdem ich bereits in der Vergangenheit ein ähnliches Sattelmodell gefahren bin, war die Umstellung auf diesen Sattel problemlos. Gerade an die Druckverteilung am Sattel mit einer Sitzposition primär auf den Sitzhökern muss man sich während der ersten Fahrten etwas gewöhnen. Ungewohnt war anfangs die erst auf den zweiten Blick erkennbare, kleine Mulde, in der die Sitzknochen exakt sitzen müssen. Weicht man beim Fahren nur leicht nach vorne oder hinten von dieser Position ab, dann fühlt sich der Sattel unpassend an. Doch schon nach wenigen Fahrten findet man diese Position fast intuitiv und freut sich über die gelungene Ergonomie. Durch das leicht hochgezogene Heck bietet der Sattel gerade beim längeren, steilen Bergauffahren spürbar mehr Halt gegen Abrutschen nach hinten als andere Sättel, was angenehm ist. Natürlich spürt man nach langen, mehrtägigen Touren mit vielen Stunden Fahrzeit pro Tag immer noch seinen Hintern, doch wirkliche Schmerzen traten zum Glück keine auf, der Sattel hat perfekt gepasst. Auch traten nach den ersten Monaten und rund 3000 km im Einsatz noch keine erkennbaren Verschleißspuren am Sattel auf, was für die Verarbeitungsqualität spricht. Somit erscheint mir auch der UVP von 159,95 € (Stand: September 2023) als angemessen.

am Hahntennjoch: Komforttest in den Bergen
am Hahntennjoch: Komforttest in den Bergen
Härtetest: Transalp zum Gardasee
Härtetest: Transalp zum Gardasee

Herstellerseite

www.sq-lab.com

 

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