Pirelli Cinturato Gravelreifen

Der Reifenhersteller Pirelli aus Italien hat inzwischen eine breite Auswahl an Gravelreifen im Programm. In diesem Test stellen wir Euch die zwei Extreme ihrer Produktpalette vor, den Cinturato Gravel H für harten und festen Untergrund einerseits und den neuen Cinturato Gravel S für weichen, matschigen und losen Untergrund andererseits. 

Transparenzhinweis

Die Produkte von Pirelli wurden uns für diesen Test von Vitamina C zur Verfügung gestellt, somit handelt es sich um Werbung.


Wieso testen wir zwei so unterschiedliche Gravelreifen?

Pirelli Cinturato Gravel H
Pirelli Cinturato Gravel H
Pirelli Cinturato Gravel S
Pirelli Cinturato Gravel S

Die Wahl des Reifens verändert den Fahreindruck eines Fahrrads enorm und bietet eine sehr einfache Tuning-Option, um das Fahrrad an die eigenen Präferenzen oder für eine anstehende größere Radtour anzupassen. Das haben wir bereits in der Vergangenheit schon öfter gemacht, etwa indem wir aus einem MTB-Hardtail ein offroadtaugliches Reiserad gemacht haben, oder - so wie hier - aus einem eher asphaltorientierten ein sehr offroadlastiges Gravelbike.

Gerade im Bereich Gravel ist der passende Reifen entscheidend, da das Terrain sehr unterschiedlich sein kann. Von glattem Asphalt über feine Schotterpisten bis hin zu Singletrails und losem Untergrund ist im Prinzip alles denkbar. Entsprechend unterschiedliche Reifen werden am Markt angeboten. Allein Pirelli bietet schon vier unterschiedliche Gravel-Modelle in jeweils 3 bis 6 Größen und auch noch jeweils in 2 verschiedenen Farben an. Die Auswahl an Reifen kann einen zuweilen überfordern. Man sollte daher überlegen, wofür man den Reifen primär einsetzen will, bevor man sich für ein Modell entscheidet. Letztlich bleibt jeder Reifen immer ein gewisser Kompromiss, da er für einen bestimmten Einsatzzweck optimiert ist.

Wir sind mit dem Gravelbike ganz überwiegend auf guten Forststraßen und auch auf Asphalt unterwegs. Gerade bei unseren Trainingsausfahrten ist es meist ein 50/50-Mix aus beidem. Wirklich loser Untergrund, holprige, grobe oder matschige Wege sind bei uns die Ausnahme oder nehmen auf einer längeren Tour einen sehr kleinen Anteil an der Gesamtstrecke ein. Entsprechend ist uns ein geschmeidig und leicht rollender Reifen wichtig, um damit auch auf Asphalt flott unterwegs sein zu können. Wenn es gröber wird, dann bevorzugen wir eindeutig das MTB mit einer guten Federgabel und den noch breiteren Reifen. 

Doch in den letzten Jahren sind wir auch in der kalten und nassen Jahreszeit häufiger mit dem Gravelbike unterwegs gewesen, weshalb ein Reifen mit mehr Profil durchaus Sinn macht. Umso gespannter waren wir auf die zwei sehr unterschiedlichen Testkandidaten! Clemens hat beide während der vergangenen Wochen ausgiebig getestet.

Gegenüberstellung der zwei Reifen von Pirelli

feines Profil am Cinturato Gravel H
feines Profil am Cinturato Gravel H

Der Cinturato Gravel H ist laut Pirelli ein Gravelreifen für harten und festen Untergrund, mit gutem Grip auf nassem und trockenem Untergrund, hohem Pannenschutz, einer feinen Nylon-Karkasse mit 120 tpi und geringem Rollwiderstand. Von Pirelli ist es der schnellste Gravelreifen. Wir haben ihn in der Dimension 700x45C getestet.

Gewichte (gewogen):  560 g / 576 g

Einsatzbereich des Cinturato Gravel H
Einsatzbereich des Cinturato Gravel H
fette Stollen am Cinturato Gravel H
fette Stollen am Cinturato Gravel H

Der Cinturato Gravel S ist am anderen Ende des Spektrums einzuordnen. Laut Pirelli ist er ein Gravelreifen für weiches, schlammiges und loses Terrain, ideal bei schlechtem Wetter und an der Grenze zum Mountainbike-Einsatz. Der Fokus liegt auf Sicherheit und Grip, weniger auf geringem Rollwiderstand. Er hat eine Nylon-Karkasse mit 60 tpi und die Seitenwände sind extra verstärkt ausgeführt, um Schnitten vorzubeugen. Unsere Testmuster kamen in der Dimension 700x40C.

Gewichte (gewogen):  547 g / 552 g

Einsatzbereich des Cinturato Gravel S
Einsatzbereich des Cinturato Gravel S

Alle Details zum Aufbau der Reifen, der Technologie und den verfügbaren Größen gibt’s auf der gut gemachten Webseite des Herstellers.

Reifenmontage und Testablauf

Vor dem Test stand die Montage der Reifen. Beide Reifenmodelle ließen sich mit Hilfe eines Reifenhebers problemlos montieren. Die Reifen sitzen auf meinen Felgen stramm, was für einen Tubeless-Betrieb gut ist. Für diesen Vergleichstest habe ich sie mit einem normalen Butylschlauch montiert, damit ich sie anschließend problemlos auswechseln konnte, um schnell einen guten Fahreindruck zu gewinnen. Erst am Ende der Tests werde ich den Tubelessbetrieb mit dem Reifenmodell ausprobieren, dass dann längere Zeit auf dem Rad bleiben wird. Als Testrad verwendete ich mein Specialized Diverge Comp Carbon (hier geht's zum Testbericht). Die tubelessfähigen Alufelgen sind von DT Swiss und haben eine Maulweite von 24 mm. Die montierten Reifen fallen auf diesen breiten Felgen fast genau so breit aus, wie vom Hersteller angegeben, d.h. 40 bzw. 44 mm.

Wie und was teste ich eigentlich? Ich habe kein Powermeter und keine Prüfstände zur Verfügung, um hier Rollwiderstände oder den Pannenschutz gegen Durchstiche und Durchschläge testen zu können. Das haben zum Glück schon andere übernommen. Mir geht es in diesem Vergleichstest rein um den Fahreindruck der verschiedenen Reifen auf unterschiedlichen Untergründen und das mit dem gleichen Gravelbike. Dieser Test ist damit zwar nicht wissenschaftlich, allerdings sehr praxisnah. Konkret will ich herausfinden, wie sich die Reifen auf folgenden Untergründen verhalten:

  • Asphalt
  • feiner, fester Schotter (Gravel)
  • grober Schotter
  • loser Schotter
  • weicher, lehmiger und nasser Waldboden

Für die verschiedenen Untergründe interessieren mich:

  • Leichtlauf, 
  • Grip/Traktion und 
  • Kurvenverhalten. 

Um die Unterschiede der Reifen möglichst gut herauszufinden, habe ich eine Testrunde mit rund 18 km Länge und 150 hm zusammengestellt, die dabei alle erdenklichen Untergründe bietet. Los geht’s auf Asphalt, es folgt eine kurze Abfahrt auf Asphalt, dann gibt’s ein paar Kilometer auf Forststraßen mit feinem, festen Schotter, ein paar hundert Meter Single-Trail bergauf und bergab, mit Wurzeln, Steinen, einer Steilabfahrt, griffigem Waldboden, und matschig-weichen Abschnitten. Es folgt ein welliger, kurviger und schneller Parcours auf Schotter von sehr unterschiedlicher Qualität. Von fein und fest bis grob und lose, bergauf und bergab ist alles dabei. Hier lässt sich der Kurvengrip sehr gut testen.

 

Damit die Testbedingungen für die Reifen vergleichbar sind, bin ich den Parcours mit den unterschiedlichen Reifen am selben Tag gefahren. Zusätzlich zu den Vergleichstests auf der Testrunde habe ich die Reifen in den letzten Wochen auf mehreren und längeren Trainingsrunden eingesetzt. Auch auf meinem zweiten Gravelbike, dem Specialized AWOL, hatte ich den Cinturato Gravel S für 2 Wochen im Einsatz. Insgesamt ergaben sich so mehrere hundert Kilometer Strecke auf unterschiedlichen Untergründen, genug jedenfalls um mir einen guten Eindruck von den zwei Reifen zu verschaffen.

Der Fahreindruck

Nach ein paar Touren war für jeden Reifen der ideale Luftdruck für die Testrunde gefunden und es konnte richtig losgehen. Zuerst kam der Cinturato Gravel H zum Einsatz, danach habe ich den Gravel S montiert und es ging am selben Tag erneut auf die Testrunde. Für einen besseren Überblick habe ich meine Fahreindrücke in Tabellenform festgehalten. 

 

Cinturato Gravel H

700x45C

Cinturato Gravel S

700x40C

Asphalt

leichter Lauf, guter Grip auch in schnellen Kurven  überraschend guter Leichtlauf, trotz deutlich wahrnehmbarem Abrollgeräusch

feiner, fester Schotter

sehr leichter, geschmeidiger Lauf, guter Grip auch in Kurven, die Paradedisziplin des Reifens! guter Lauf, hoher Komfort, der Grip ist souverän

grober Schotter

guter Lauf, Grip in Kurven ist begrenzt geschmeidiger Lauf, der Grip ist auch in Kurven souverän

Singletrail

ordentlicher Grip selbst auf Wurzeln und Steinen, solange der Untergrund trocken und fest ist fühlt sich fast wie ein schmaler MTB-Reifen an, die Paradedisziplin des Reifens!

weicher, lehmiger und nasser Waldboden

der Reifen rutscht weg, es fehlt an Traktion selbst bei Matsch und Schlamm noch gute Traktion, man "gräbt" sich förmlich voran

Beide Reifen von Pirelli haben sich auf den Testrunden und darüber hinaus wacker geschlagen. Wie zu erwarten war, ist der Pirelli Cinturato Gravel H vor allem auf feinem, festen Schotter in seinem Element. Hier rollt er sehr schnell und geschmeidig ab, selbst in flotten Kurven bietet er trotz der kleinen Seitenstollen noch eine gute Traktion. Kleine, schnelle Vibrationen durch den Untergrund werden durch die geschmeidige Karkasse und das große Volumen des Testreifens sehr gut herausgefiltert. Hat man den für sich passenden Luftdruck herausgefunden, dann gleitet der Reifen selbst über gröberen Schotter entspannt dahin. Auf Asphalt rollt er ebenfalls gut, doch fühlt er sich hier etwas langsamer an als erwartet. Vielleicht rührt der Eindruck auch daher, dass für mich vom Leichtlauf her gesehen zwischen Asphalt und feinem, harten Untergrund praktisch kein Unterschied feststellbar war. 

Der Pirelli Cinturato Gravel S verhielt sich insgesamt sehr gutmütig und ausgewogen mit einem breiten Einsatzspektrum. Auf feinem, harten Untergrund rollt er erwartungsgemäß etwas langsamer als der Cinturato Gravel H, doch auf Asphalt war er viel besser als erwartet. Zwar rollt er wegen der groben Stollen mit einem deutlich hörbaren Geräusch ab, trotzdem läuft er hier leichter als ein schneller MTB-Reifen. Sobald es dann ins leichte Gelände geht, ist dieser Reifen in seinem Element, Grip und Komfort sind trotz der „nur“ 40 mm Breite sehr gut. Selbst schnell gefahrene Kurven auf Schotter sind gut beherrschbar. In der breitesten Version mit 50 mm und entsprechend mehr Volumen dürfte er schon sehr nahe an einen MTB-Reifen heranreichen.

Video zum Reifentest

Fazit

Beide Reifen überzeugen im Einsatz, auch der Pannenschutz ist bislang gut, denn einen Platten hatte ich bei meinen Testfahrten keinen einzigen. Mit deutlich höherem Luftdruck als dem empfohlenen Mindestdruck rollen beide Reifen auf Asphalt erstaunlich leicht, sobald es dann auf unbefestigten und v.a. gröberen Untergrund geht, muss man den Luftdruck für beste Dämpfung und mehr Grip deutlich absenken. Geht es mit wenig Luft im Reifen zurück auf Asphalt, dann rollen sie relativ zäh ab und ich habe etwas nachgepumpt. Um hier den idealen Luftdruck zu finden, musste ich etwas experimentieren. Wie sich die Reifen beim Verschleiß schlagen, lässt sich nach den erst wenigen hundert Testkilometern noch nicht sagen. Demnächst werde ich auch die Tubeless-Montage ausprobieren. Damit sollten sich die Fahrleistungen sogar noch etwas steigern lassen. Falls sich dabei neue Erkenntnisse ergeben, dann werde ich diesen Artikel entsprechend ergänzen. Auch wenn die zwei Reifenmodelle in unterschiedlichen Breiten zu diesem Test antraten, so konnte man klar den idealen Einsatzbereich abgrenzen. Abschließend bleibt für mich nur festzuhalten, dass mir die Reifentests eine Menge Spass gemacht haben und die Vorfreude auf die nächsten längeren Touren gesteigert haben!

 

Hier geht's zu Teil 2, dem Langzeittest im Tubeless-Betrieb und zum Gravel M!

Bezug (Hersteller):

https://www.pirelli.com/tyres/en-ww/bike/tyres/type/gravel

(für die Inhalte fremder Webseiten übernehmen wir keine Haftung)