Oberpfälzer Wald

Der Hektik des Alltags in der Stadt für ein verlängertes Wochenende zu entfliehen um in die grüne Natur einzutauchen, empfinden wir immer als eine gute Idee um die eigenen Akkus aufzuladen. Wir wollten auch diesmal eine längere Anreise vermeiden und eine uns wenig bekannte Region erkunden. So stießen wir bei unserer Suche auf den Oberpfälzer Wald, eine Region in Nord-Ost Bayern, an der Grenze zu Tschechien.

Berghuhn
unterwegs im Naturpark Steinwald

Die Anreise von München aus ist problemlos mit dem Auto oder der Bahn möglich und so war unsere Entscheidung schnell gefällt. Wir buchten ein Zimmer in einer familiengeführten Pension in Kondrau, nahe der Kleinstadt Waldsassen, packten unsere MTBs aufs Auto und am nächsten Morgen ging es los. Ehrlich gesagt erwarteten wir in dieser Ecke nichts sonderlich Spektakuläres zu erleben. Doch wir wollten vor allem eines, Ruhe und Entspannung in der Natur bei möglichst wenig Trubel und Touristen. Würden wir das finden?

sanfte Hügelketten und grüne Wälder

Der Wetterbericht versprach für unsere drei Tage vor Ort im Frühsommer ein eher kaltes, verregnetes Wetter, doch davon liessen wir uns nicht abschrecken. Als wir in Kondrau angekommen waren, spürten wir vor allem eines nicht mehr, die Hektik der letzten Wochen. Statt Straßenlärm zwitscherten ein paar aufgeregte Spatzen um die Wette, ein paar Schwalben segelten gekonnt zwischen den Häusern und Bäumen hindurch und die Sonne schien durch eine Wolkenlücke, während wir erst mal tief durchatmeten und die friedliche Abendstimmung genossen.

Am nächsten Morgen starteten wir nach einem sehr zeitigen Frühstück auf eine große Runde rund um Waldsassen, Mitterteich und Tirschenreuth. Dabei hatten wir ein paar Highlights der Region mit eingebaut, so z.B. die idyllisch gelegene Wallfahrtskirche Kappl nahe Münchenreuth, den Naturpark Steinwald, ein paar der sog. Wackelsteine und die Tirschenreuther Teichpfanne. Das Wetter sollte zumindest für den heutigen Tag angenehm sein und bis zum Abend auch trocken bleiben. So starteten wir gut gelaunt direkt an der Unterkunft mit unseren Rädern. Nach nur wenigen Metern tauchten wir schon in das erste Waldgebiet ein und genossen die Ruhe und wieder das Zwitschern der Vögel. Der Puls ging dafür schnell etwas höher, denn es ging beständig bergauf, bis auf dem ersten Hügel die Wallfahrtskirche Kappl erreicht war. Der Blick von hier oben reichte weit in fast alle Richtungen und bot einen Vorgeschmack auf das, was uns heute noch erwarten sollte. Sanfte, grüne, meist dicht bewaldete Hügelketten reihten sich bis zum Horizont aneinander, die höchsten von ihnen knapp über 900 m und dazwischen lagen zahlreiche kleine Ortschaften.

 

Die Landschaft wirkte auf uns ruhig und nach dem vielen Regen der letzten Wochen saftig grün. Nur die Sonne kam noch nicht so richtig heraus. Nach einer kurzen Pause fuhren wir weiter und erklommen schon bald die ersten Berge im Steinwald, einer Hügelkette neben dem Flusstal der Waldnaab. Wobei der Begriff Berg auf uns fast übertrieben wirkte. Die Anstiege waren nie sehr lang und von der Steigung her meist recht moderat, jedenfalls verglichen mit Touren in den Alpen. Doch dafür war es hier gefühlt fast menschenleer. Die besten Ausblicke erlebten wir auf dieser Runde eher zwischen den Gipfeln und auf den Wiesen der überwiegend dicht bewaldeten Kuppen.

Endlich kam auch die Sonne raus, es wurde angenehm warm und unser Wasser wurde knapp. Fast wie bestellt kamen wir an zwei Quellen am Wegesrand mit Trinkwasser vorbei und konnten unsere Flaschen nachfülle. Etwas später standen wir in der Ortschaft Falkenberg vor einer gut restaurierten Burganlage, die eindrucksvoll auf einem Felsen errichtet worden war. Nach einem kurzen Fotostopp radelten wir weiter, entlang auf kleinen Pfaden Richtung Lengenfeld bei Tirschenreuth. Hier gings zur kleinen Teufelsküche, einer bizarren Felsformation im Wald. Als hätte der Riese Rübezahl aus dem Märchen ein paar riesige Gesteinsbrocken wahllos aufgeschichtet, standen wir beim ersten sog. Wackelstein, mitten im Wald. Angeblich sollte er sich leicht bewegen lassen und auch wackeln, doch von unseren Versuchen ihn zu bewegen, liess er sich nicht beeindrucken. Auf einem spaßigen Trail zwischen frisch ausgetriebenen und hellgrün leuchtenden Heidelbeersträuchern ging es anschließend im Zickzack weiter durch einen schönen Kiefernwald, bis wir uns kurz vor Tirschenreuth befanden.

Tirschenreuther Teichpfanne

Hier hatten wir noch einen Umweg durch die bekannte Tirschenreuther Teichpfanne eingeplant, eine weite Ebene zwischen den umliegenden Hügeln mit rund 2500 kleineren und größeren Fischteichen, für die die Oberpfalz bekannt ist. Die hier gezüchteten Karpfen werden sogar ins Ausland exportiert. Doch ein Blick auf dunkle Regenwolken am Himmel mit einer herannahenden Kaltfront liess uns unsere Pläne ändern. Wir fuhren ab jetzt direkt und ohne Umwege zurück bis Kondrau, wo wir kurz vor dem ersten Regen eintrafen und uns schon auf die heiße Dusche und ein warmes Abendessen freuten.

Der Tag hatte uns einen schönen ersten Eindruck von der Landschaft und den Orten entlang der Strecke vermittelt, vor allem die Ruhe in der Natur hat uns prima gefallen. Perfekt also, denn zwei Tage hatten wir noch vor uns um die Teiche nachzuholen. 

aussichtsreich entlang der Grenze

Das Wetter indes hatte andere Pläne und so wurden die kommenden zwei Tage eher kalt und nass. Am zweiten Tag erwischte uns nicht lange nach dem Start der Tour eine Regenfront, die ihr 5°C kaltes Eiswasser über uns abliess und die Fahrt auf der eben noch gut fahrbaren Forststraße in eine weiche Schlammpiste verwandelte. Doch wir hatten Glück, etwas später schien wieder die Sonne und wir konnten uns aufwärmen. Standen wir nicht kurz vor dem meteorologischen Sommerbeginn? Das Wetter fühlte sich eher an wie Anfang März. Frierend fuhren wir weiter, mit einem Abstecher zum Grenzlandturm bei Neualbenreuth, einem guten Aussichtspunkt mit einem Weitblick bis fast nach Eger in Tschechien und auf die umliegenden grünen Hügelketten auf beiden Seiten der Grenze. Hier peitschte eine frische Brise die zweite Regenfront des Tages durch, doch diesmal konnten wir uns in eine Kapelle nahe des Turms flüchten und den Regen abwarten. Das neben dem Turm befindliche Café hatte wegen Corona leider geschlossen, doch wenigstens war dadurch nichts los und wir genossen die Ruhe und das Rauschen des Windes in den Bäumen. Nur kurze Zeit später schien erneut die Sonne und ein tiefblauer Himmel zeigte sich, ganz so als wäre nichts gewesen.

Die restliche Runde führte uns weiter entlang der Grenze auf kleinen Wegen im ständigen Auf und Ab zurück nach Kondrau. Die heutige Tour war am Ende nicht lang gewesen, durch das wilde Wetter und die kühlen Temperaturen aber trotzdem fordernd genug, so dass wir froh waren uns in der Unterkunft wieder aufwärmen zu können.

Entschleunigung im Regen

Am dritten Tag spielte das Wetter dann gar nicht mehr mit. Anfangs war es noch Sprühregen gewesen, doch am Ende kübelte es fast ohne Unterlass bis zum Abend durch. Jetzt war es an der Zeit um uns die Fischteiche und die Himmelsleiter, einen modernen Aussichtsturm in Form einer riesigen Treppe, inmitten der Teiche, anzusehen, aber diesmal zu Fuß.  Statt einer Radtour wurde es eher ein Spaziergang im Regen, doch zumindest waren wir fast allein unterwegs.

Fazit

Welche Eindrücke nehmen wir am Ende von unseren Touren im Oberpfälzer Wald mit? Trotz des recht launischen Wetters im Frühsommer hatten wir drei entspannende Tage inmitten einer schönen, sanften und enorm grünen Landschaft erlebt. Die Menschen waren entspannt und freundlich und viele der Orte hatten ein schönes Zentrum mit frisch renovierten Plätzen und Häusern. Auch wenn es hier keine großen Highlights wie bekannte  Berggipfel oder anderweitige Attraktionen geben mag, so fanden wir vermutlich genau deswegen das, wonach uns letztlich der Sinn gestanden hatte: Ruhe und Entspannung abseits der Massen - und das mitten in Deutschland. Eines scheint uns rückblickend fast sicher zu sein, Oberpfalz wir kommen wieder!

Weiterführende Infos mit vielen Radtouren samt GPS-Tracks in der Region findet Ihr hier: https://www.oberpfaelzerwald.de

Kennt Ihr eine lohnende Strecke in dieser Region?

Wir freuen uns über Eure Tipps zu schönen, wenig bekannten MTB-Touren oder Radwegen. Schreibt uns eine e-Mail an team@berghuhn.de