Zwei Wochen Urlaub, aber niemand der spontan Zeit hat und mitfährt. Kein Problem mehr für mich - zumindest inzwischen nicht mehr. Meinen ersten Urlaub allein habe ich auch schon auf den Kanaren verbracht - und dabei Blut geleckt. Auch wenn sich vieles zu zweit oder im Team schöner genießen lässt, so hat allein zu verreisen für mich einfach viele Vorteile, vor allem für einen so kurzen Urlaub. Je nach Gusto den Tag gestalten oder auch mal spontan faul sein.
Nachdem ich ein Faible für warme und sonnige Ziele habe, war die Wahl recht einfach. Die Kanaren sollten es wieder sein und dieses Mal Teneriffa. Das Archipel mit seinen sieben Inseln sind mehr als Strand und Bettenburgen. Teneriffa, die vom 3718m hohen Teide dominiert wird, wird häufig als die vielseitigste der Inseln bezeichnet.
In den eineinhalb Wochen, die ich auf Teneriffa verbrachte, habe ich nicht alles abgefahren, angesehen oder ausprobiert. Ich will Euch hier einfach einen Eindruck vermitteln, dass die Kanaren mehr sind als Pauschalurlaub.
Santa Cruz de Tenerife, die mit Las Palmas (Gran Canaria) die Hauptstadt der Kanaren ist, war meine Basis auf der Insel. Eine schöne Stadt mit etwa 200.000 Einwohnern, die von Einheimischen und nicht von Touristen dominiert wird. Genau das Richtige für mich!
Am meisten beeindruckt hat mich dort das Auditorio, das Gebäude selbst (vom Architekten Santiago Calatrava entworfen) und seine schöne Lage. Immer wieder bin ich hin und habe dort die Stimmung genossen. Ich hab noch spontan versucht Tickets für ein Konzert in der Philharmonie zu bekommen und Bingo! Ich hatte Glück, zwei Tage später war ich beim Konzert. Nachdem während meines Urlaubs das Festival International de Musica de Canarias war, spielte witziger Weise das Philharmonische Staatsorchester von Hamburg.
Bei meiner Tour durch die Stadt bin ich vormittags gleich in den Mercado de Nuestra Señora de África. Meine Vorstellung war eine klassische Markthalle, aber dieser Mercado ist ein Gebäude mit einem Innenhof, um den herum sich viele kleine Marktstände gruppieren. Im Untergeschoss gibts noch eine kleine Fischhalle. Lässt man sich durch die Stadt treiben, trifft man immer wieder auf schöne Plätze - egal ob groß wie die Plaza de España oder ein paar Nummern kleiner wie die Plaza Weyler.
Nicht nur das Auditorio beeindruckt mit seiner Architektur, auch das TEA - Tenerife Espacio de las Artes begeistert, das zugleich ein Kunst- und Kulturzentrum ist und zusätzlich die städtische Bibliothek beherbergt. Hinter dem TEA stecken die Architekten Herzog & de Meuron, die auch die Elbphilharmonie in Hamburg entwarfen.
Ein Highlight in Santa Cruz war für mich der Stadtpark Parque Garcia, den es seit bald 100 Jahren gibt. 2006 wurde der Park nach einer zweijährigen Neugestaltung wiedereröffnet. Für mich war es ein toller Kontrast zum wintertrüben Deutschland mit seinem Grün, den exotischen Pflanzen - und das gekrönt von angenehmen Temperaturen und einem schönen Café.
Der Zutritt ist übrigens kostenlos :-).
San Cristóbal de la Laguna ist seit 1999 UNESCO Weltkulturerbe, also stand diese Stadt ganz oben auf meiner Sightseeing Liste. Dort angekommen, habe ich mich einfach durch die Altstadt treiben lassen. Mein Ziel war es nicht bestimmte Bauten oder Kirchen zu besichtigen. Mir war es wichtig einen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Mein Fazit? Schön, aber für meinen Geschmack etwas zu herausgeputzt. Der Eindruck wurde noch verstärkt, weil ich an einem Sonntag Vormittag dort war. Die Strassen und Gassen der Altstadt waren teilweise wie leergefegt.
Candelaria ist der bedeutendste katholische Wallfahrtsort auf den Kanaren. Nachdem die Stadt auf meinem Rückweg von der Wanderung durch die Malpais de Güimar lag, wollte ich mir den Ort und die Kirche kurz ansehen. Als ich im Januar dort war, wirkte es auf mich rausgeputzt, aber zugleich leicht verschlafen. Die Wallfahrten sind Anfang Februar und Mitte August, der höchste Feiertag der Kanaren ist der 15. August namens Día de Candelaria. Dann sind angeblich tausende Pilger in der Stadt unterwegs.
Die Geschichte hinter dem Ort: die Statue der schwarzen Madonna, die die Patronin der Kanaren ist, wurde angeblich bei Güimar am Strand angespült und von zwei Guanches entdeckt. Angeblich hatten sie versucht einen Stein auf die Madonna zu werfen, aber bevor es zum Wurf kam wurde der Arm steif. Der zweite wollte sich mit einem Steinkeil daran versuchen und hatte sich verletzt. Als sie dem Stammesführer darüber berichteten, ließ er die Madonna zu sich holen.
Von der Geschichte gibts unterschiedliche Ausführungen. Wohl sollte dies schon passiert sein bevor die Spanier auf die Kanaren kamen. Die Statue stand zunächst in einer Höhle, später in einer Kapelle und verschwand schließlich bei einer Sturmflut. Seit 1830 gibt es deshalb eine Kopie dieser schwarzen Madonna. Die große Basilika wurde übrigens erst Mitte des 20. Jahrhunderts gebaut, um der Bedeutung Candelarias als Pilgerort gerecht zu werden.
Für meine Wanderungen habe ich den Rother Wanderführer als Basis verwendet. Die Touren, die ich mir daraus ausgesucht habe, hat Clemens nach meinen Wünschen in komoot geplant.
Die Touren sind in der Rubrik Backpacking & Hiking beschrieben und darüber jeweils auch auf komoot verlinkt.
Es kommt ja immer anders als man denkt. Ursprünglich wollte ich mehr Sightseeing in den Urlaub reinpacken, aber nun war ich doch mehr beim Wandern und damit wenig am Strand unterwegs. Außer es hat sich mit Wandern & Bus gut kombinieren lassen wie der Playa de Las Teresitas. Nachdem ich neben dem Playa de Las Teresitas bei der Wanderung (Tour #3, Malpais de Güimar) auch bei einer tollen Badebucht vorbeikam, stelle ich Euch zumindest diese beiden Strände kurz vor.
Playa de Las Teresitas
Der Strand liegt ca. 10 km östlich von Santa Cruz und ist gut mit dem Bus #910 zu erreichen. Der für die Insel überraschend helle Sand des Strandes wurde extra aus der Sahara angeschippert und mit zahlreichen Palmen bepflanzt. Sieht wirklich sehr schön aus. Der einzige Fremdköper ist hier in meinen Augen der Wellenbrecher, der die gesamte Buch einsäumt.
Playa el Muelle
Als ich am Playa el Muelle ankam, zogen gerade die letzten dunklen Regenwolken vorbei und die Szenerie wirkte auf mich düster. Der Strand besteht größtenteils aus einer Fels-/Holzterrasse mit nur einem winzigen Stück echten Sandstrands und befindet sich direkt im Ort Puertito de Güimar. Auch wenn der klassische Sandstrand fehlt, gefällt mir an dem Ort seine windgeschützte Lage in einer natürlichen Bucht, ganz ohne die künstlich angelegten und öden Wellenbrecher vor der Küste. Der Blick auf das Meer ist frei und man kann dank der Holzterrasse ohne sandige Füße wieder aus dem Wasser steigen.
Für meine Reise habe ich mir keinen extra Reiseführer für Teneriffa zugelegt. Die meisten Informationen habe ich im Internet gesucht und auch gefunden. Hier findest Du die für mich hilfreichsten Infos kurz und knapp zusammengefasst.
Die Insel ist mit dem Flieger sehr gut und in ca. 4,5h (von München aus) zu erreichen. Es gibt zwei Flughäfen, wobei Teneriffa Süd (TFS) als Ziel mit den günstigen Angeboten aufwarten kann.
Der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt 1h.
Das Angebot an Mietwägen ist groß wie auch günstig. Ich war jedoch mit dem Bus unterwegs (Zug gibts keinen), da ich allein nicht mit dem Auto rumtuckern wollte. Der öffentliche Nahverkehr heißt Titsa und die Buse sind leicht zu erkennen, da grasgrün. Deren Webseite ist gut strukturiert und auf spanisch und englisch verfügbar. Um den richtigen Bus inklusive Umstiege zur richtigen Zeit zu erfahren, habe ich auf die App Google Maps zurückgegriffen. Die dort angegebenen Zeiten waren häufig aktueller als der Aushang an der Bushaltestelle. Ein weiterer Vorteil war für mich online zu sehen wie nah ich am Ziel war, um rechtzeitig den Stop-Knopf im Bus zu drücken. Als Ticket habe ich mir die Tenmas Karte von Titsa zugelegt. Sie kostet 2€ und kann in 5€ Schritten aufgeladen werden. Je nach Distanz gibt damit es bis zu 50% Rabatt auf den Normalpreis der Strecke.
Der Teide als höchster Berg Spaniens schreit ja regelrecht danach erklommen zu werden! Ein Großteil der Höhenmeter lässt sich bequem mit dem Bus oder Auto überwinden und zum Schluß geht's mit der Seilbahn weiter bergauf. Keine 200 hm stehen dann noch zu Fuß bis zum Gipfel an. Ich stand trotzdem noch nicht oben. Wieso? Ich habe keine der obligatorischen Permits (Genehmigungen) für den Gipfelanstieg bekommen. Letztendlich kann sie online einfach reserviert werden. Der Haken bei der Geschichte ist die Limitierung - die Sache ist halt eher nix für Kurzentschlossene wie mich. Die verfügbaren Permits sind zum Teil Monate im Voraus bereits ausgebucht.
Dasselbe in grün gilt für den Berg El Pijaral im Parque Rural de Anaga, der im Anaga Gebirge im Nordosten der Insel liegt. Für die Permit kann man das Formular online ausfüllen. Die Webseite ist allerdings "nur" in spanisch verfügbar. Die roten Markierungen im Kalender kann man aber auch ohne weiterführende Spanischkenntnisse verstehen. Auch hier hatte ich mangels Verfügbarkeit kein Glück.
Für meine Wanderungen habe ich auf den Rother Wanderführer "Teneriffa" und die Teneriffa Karte von Kümmerly+Frey (1:60.000) zurückgegriffen. An sich bin ich Fan von Kompass Karten (1:50.000), die auch für Teneriffa verfügbar sind. Inhaltlich sind beide Kartenanbieter gleich, d.h. der Informationsgehalt mit eingezeichneten Wegen und Strassen ist identisch. Ich habe mich für die laminierte Karte von Kümmerle+Frey entschieden, da sie schöner zu falten und unempfindlicher für unterwegs ist. Mit der Karte wurde auch eine App angeboten, die ich gleich ausprobiert habe. Begeistert war ich davon nicht, da man nur bedingt den Zoom anwenden kann. Versucht man für den Überblick raus zu zoomen, wird nichts mehr angezeigt. Zoomt man richtig nah rein wird es komplett unscharf. Da ist viel Luft nach oben für die weitere Entwicklung der App vorhanden! Ich hab deshalb immer auf komoot zurückgegriffen und fand es sehr hilfreich bei diversen Weggabelungen schnell zu checken wo ich mich gerade befinde.