Schon lange reizte uns der Norden von Portugal. Ostern 2017 war es dann soweit. Die Radl wurden wieder verpackt und ab ging`s nach Porto!
Nach den ersten Eindrücken von unserer ersten Tour im Süden (den Bericht dazu gibt es hier) waren wir gespannt auf den bergigen Norden.
In der Tourvorbereitung und bei der Streckenwahl galt es wieder ein ausgewogenes Verhältnis von sportlichem Anspruch, einer schönen Strecke und Zeit zum Genießen zu finden. Keine leichte Aufgabe, wie sich schnell herausstellen sollte.
Diesmal wollten wir keine Runde fahren, sondern von Norden nach Süden. Nach dem Prüfen der möglichen Flugverbindungen war der Entschluss schnell gefasst, wir wollten von Porto nach Lissabon radeln und dabei wieder möglichst viel vom Land erleben, sowohl vom Hinterland als auch von der Küste und natürlich viel Natur. Los ging`s wieder mit einem intensiven Kartenstudium, sowohl online als auch ganz klassisch auf Papier. Hier zeigte sich schnell, dass sich auf wenigen Kilometern viele Höhenmeter ansammeln würden.
Ziemlich übernächtigt landeten wir an einem Sonntagmorgen mit dem frühen Flieger in Porto und radelten zunächst zu unserer ersten Unterkunft im Zentrum der Stadt. War es in Deutschland die Tage vor dem Abflug recht kühl gewesen, so empfing uns hier die warme Frühlingssonne. Noch am selben Tag erradelten wir die Altstadt entlang des Flusses Douro und steckten an der Flussmündung unsere Füße in den kalten Atlantik, was für ein schöner Tapetenwechsel zum Arbeitsalltag!
Von Porto aus fuhren wir am nächsten Tag zunächst einige Kilometer mit dem Zug landeinwärts und radelten anschließend entlang des Douro - einer sehr bekannten Weinbauregion mit langer Tradition. Hier begann die eigentliche Radtour. Schon die ersten Kilometer gingen kräftig bergauf und bergab - wer an ein gemütliches Einrollen entlang des Flusses hofft, der liegt gründlich daneben. Bis auf wenige Abschnitte weiter im Landesinneren gestaltete sich die Straße wunderschön, allerdings meist richtig bergig. So addierten sich am ersten Tag auf nur 50 km Strecke gut 1000 Höhenmeter, garniert mit Anstiegen von bis zu 18% Steigung. Belohnt wurden wir dafür mit grandiosen Ausblicken auf den Fluss und die umliegenden Berge.
Auch die folgenden Tage waren sportlich gesehen nicht weniger fordernd. Wir gelangten über das Städtchen Lamego auf die kahle und zum Teil öde wirkende Hochebene Richtung Süden. Dieser karge Eidruck wurde durch die äußerst spärliche Vegetation noch verstärkt. Blühte und grünte es entlang des Douro schon kräftig, so zeigte sich hier das rauere Klima der Berge, mit dem später einsetzenden Frühling auf immerhin etwa 1000m Höhe. Vorbei an zahlreichen gigantischen Eukalyptus-Monokulturen ging es in weitem Bogen zurück an die Atlantikküste.
War das Hinterland relativ dicht besiedelt, so folgten jetzt lange Geraden entlang der Küste mit wenigen, kleinen Ortschaften durch Naturschutzgebiete auf oft schlechten oder sogar ganz für den Verkehr gesperrten Pisten. Trotz der Holperei genossen wir die Ruhe und die schönen Pinienwälder mit den blühenden Zistrosen. Mit Nazaré erreichten wir schließlich einen der besten Surfspots der Welt, sogar ins Guinness Buch der Rekorde hat es das kleine Städtchen mit seinem berühmt gewordenen Leuchtturm dank der größten je gesurften Welle der Welt mit über 23 m Höhe geschafft. Entsprechend nahm seitdem auch der Tourismus zu.
Weiter südlich erreichten wir bei Sintra einen wunderschönen Naturpark und gönnten uns quasi vor den Toren Lissabons einen "Ruhetag" mit zwei Übernachtungen. Statt des geplanten Badetags testeten wir eine auf komoot selbst erstellte MTB-Tour. Diese erwies sich als wunderschön, aber durch diverse Schiebe- und Tragepassagen recht anstrengend.
Schön langsam erreichten wir unser Ziel der Tour, Lissabon. Die Recherche ergab einen etwa 40 km langen, diesmal sogar ebenen Küstenradweg bis hinein ins Zentrum Lissabons. Diese mutmaßlich tollen Ausblicke wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und fuhren früh am Morgen los, in der Hoffnung dem Verkehr etwas zu entgehen. Der Radweg stellte sich eher als in Planung befindlich heraus und so mussten wir einige Abschnitte auf der zweispurigen und stark befahrenen Küstenschnellstraße zurücklegen.
Die Ankunft selbst im Herzen Lissabons war hingegen großartig und wir durften uns zu Recht freuen wieder einmal erfolgreich eine unvergessliche Tour beendet zu haben. Ideen für eine mögliche Fortsetzung spuken bereits jetzt in unseren Köpfen herum, es gibt hier schließlich noch einige neue Regionen zu entdecken!
Portugals Norden ist eine sehr abwechslungsreiche, hügelige, zum Teil auch bergige Region mit einer schönen Küste. Letztere erlebten wir dank der frühen Jahreszeit noch ohne Touristenmassen. Wer nicht nur offroad auf Pfaden unterwegs ist, sondern eher auf (Neben-) Straßen, muss mit deutlich mehr Verkehr rechnen als im Alentejo, im Süden Portugals. Dafür ist die Infrastruktur hier deutlich besser ausgebaut.
8 von 10. Ostereier! Portugal ist toll, aber der Norden ist wesentlich dichter besiedelt als der Süden und die Ortschaften sind nicht immer nur malerische Mittelalterstädtchen. Dazwischen löst eine Eukalyptusplantage häufig die nächste ab.