Der Sommer naht, die Pässe sind wieder befahrbar - Zeit für einen knackigen Alpencross mit dem Rennrad und Gepäck.
Endlich, die Tage sind wieder lang und die Pässe schneefrei. Zeit für einen knackigen Alpencross mit dem Rennrad und Gepäck.
Ich hatte nur vier Tage Zeit und der Wetterbericht versprach für dieses Zeitfenster überwiegend gutes, warmes Wetter, also fiel die Entscheidung auf eine Rennradtour mit Zelt und Selbstversorgung. Leider war gerade Ferienzeit mit starkem Verkehrsaufkommen und so wollte ich eine lange Anreise mit dem PKW vermeiden. Mit Glück ergatterte ich noch einen freien Platz im Zug bis zum Brenner und so startete die Tour entspannt mit einer Abfahrt nach Sterzing in Südtirol auf einem hervorragend ausgebauten und beschilderten Radweg.
Für diese ersten Kilometer ist nicht mal eine Karte notwendig, so gut ist die Beschilderung.
Unter unserer Rubrik "Los gehts!" findest Du mehr Tipps zur individuellen Tourenplanung.
Zum Teil verläuft der Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, d.h. das Gefälle ist sehr gleichmäßig und angenehm. Es gibt sogar beleuchtete Tunnels, in denen das Licht automatisch angeht, sobald man einfährt. Mehr Luxus geht wirklich nicht!
Auch die weitere Abfahrt bis Sterzing verläuft meist abseits der Hauptstraße und bietet tolle Ausblicke in die Berge, genug Zeit also zum Genießen und Durchatmen.
In Sterzing ist es Zeit für den ersten italienischen Café und eine kurze Pause.
Viel Zeit für Pausen bleibt jedoch nicht, denn vor dem Tagesziel in der Nähe von St. Leonhard im Passeiertal wartet der erste richtige Anstieg, gut 1100 Höhenmeter hinauf zum Jaufenpass. Für einen trainierten Radler eigentlich keine große Sache, zumal die Auffahrt mit 18,5 km und 10% Höchststeigung nicht extrem steil ist. Mit kompletter Tourenausrüstung, ohne Begleitfahrzeug oder Hotelübernachtung sieht das etwas anders aus. Neben der entsprechenden Bekleidung für`s Gebirge und der Zeltausrüstung kommt noch einiges an Essen und Trinken hinzu, schließlich will ich nicht ständig anhalten müssen um einzukaufen. Jedes Kilo zusätzlich macht sich bergauf deutlich bemerkbar.
(Genaueres zur passenden Ausrüstung findest Du unter unserer Rubrik "Los gehts!").
Die Aussicht oben war dank des guten Wetters und der überraschend klaren Luft hervorragend. So eine Sicht ist man eher im Herbst oder Frühjahr gewohnt.
Oben angekommen hatte ich dann keine Eile mehr, denn ab jetzt würde es nur noch bergab gehen. Steil bricht die Trasse dann gegen Süden ab nach St. Leonhard, 1410 Höhenmeter auf 19 km mit bis zu 12 %, garniert mit einigen Fahrbahnschäden und waghalsigen Motorradfahrern. So beschloß ich dem ärgsten Verkehr aus dem Weg zu gehen und wartete in der Abendsonne, die Aussicht genießend, im Gras liegend eine Weile ab, bis der Verkehr nachließ.
Nach einer ruhigen Nacht im Zelt bei Sternenhimmel ging`s am nächsten Morgen zeitig los, schließlich sollte es heute heiß werden. Der Radweg verläuft bis Meran talauswärts entlang des rauschenden Baches Passer wunderschön durchs Grüne. Allerdings ist er überwiegend nicht asphaltiert auf feinem Schotter. Ich benutze daher ein Gravelbike.
Gravelbike (Specialized Diverge) mit 32 mm breiten Reifen.
Das Rad stellen wir später ausführlicher vor.
Bis Meran rollt es ständig leicht bergab, oft schattig und unmittelbar entlang des Baches.
Ab Meran geht es wieder asphaltiert auf einem toll angelegten Radweg bis zum Reschenpass. Hier verläuft übrigens die Via Claudia Augusta, eine alte Römerstraße, die von Donauwörth über den Fernpass, Reschenpass über Meran, Bozen, Trento führt. Dort teilt sie sich in zwei Arme, der eine endet in Ostiglia am Po, der andere in Venedig. Doch dies ist eine andere Tour.
In mehreren Wellen geht es nun von Meran aus bergauf Richtung Reschen, wobei die letzten Kilometer steile Passagen mit bis zu 18 % aufweisen. Landschaftlich ist dieser Abschnitt jedoch wunderschön.
Nach der Passhöhe geht es auf einem Radweg angenehm bergab, Vorsicht ist bei Nauders geboten, um den Radweg Richtung Landeck zu erwischen. Andernfalls landet man auf der Bundesstraße mit einigem Schwerlastverkehr, Lawinengallerien und Tunneln.
Ab der Kajetansbrücke verläuft der Radweg wieder ruhig und landschaftlich abwechslungsreich überwiegend abwärts Richtung Landeck. Trotzdem summieren sich wieder etliche Höhenmeter, da der Radweg auf asphaltierten Wirtschaftswegen entlang der Berghänge am Talrand entlangführt. Das ist zwar anstrengend, doch zumindest gibt es häufig Quellen entlang des Weges mit kristallklarem Trinkwasser, gerade bei Hitze ein Genuss.
Je weiter man bergab fährt, desto sanfter werden die Gegenanstiege, bis man schließlich bei Innsbruck relativ eben dahinrollen kann, manchmal allerdings direkt entlang der Autobahn und auch mal auf feinem Schotter.
Nach der letzten Nacht im Zelt, nahe Hall in Tirol, folgte dann der würdige und anstrengende Abschluss der Tour, es ging von dort direkt bis München zurück. Anfangs flach im Inntal, dann über den Achensee, Sylvensteinsee und ab Bad Tölz auf Nebenstrecken in die Landeshauptstadt Bayerns. Alles in allem eine gelungene Tour ohne Pannen, nur der innere Schweinehund war hin und wieder zu überwinden.
Zur Tour gibts hier das kurzweiliges Video!
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Viel Vergnügen wünscht Dir Berghuhn!