Buon Giorno Liguria!

Blick vom Monte Zatta nach Osten
Blick vom Monte Zatta nach Osten

Mit Ligurien verbinden die meisten die bunten Häuser der Cinque Terre und von der Steilküste eingerahmte Strände. Doch hier gibt es mehr zu entdecken als nur den Strand und die Küste. Ligurien ist die drittkleinste Region von Italien, deren 300 km lange Küste zwischen der Côte d'Azur in Frankreich und der Toskana in Italien liegt und deren Fläche zu Zweidrittel bewaldet ist.

Für uns am spannendsten ist das Ligurische Hinterland bzw. der Ligurische Apennin, denn dieses Mal waren wir zum Wandern hier. Nachdem wir unsere Basis nahe der Küstenstadt Chiavari hatten, waren für uns vor allem die Berge des nahen Parco Naturale Regionale dell' Aveto interessant, durch den auch der bekannte Alta Via dei Monti Liguri führt. Das ist ein Weitwanderweg, der von der französisch-italienischen Grenze entlang der höchsten Berge und Kämme im Zickzack bis nach La Spezia verläuft. Doch nicht alle Teile davon sind für  Wanderer wirklich spannend. Wir waren auf der Suche nach besonders lohnenswerten Wanderungen in dieser schönen Region und stellen Euch hier unsere Auswahl an Tageswanderungen vor, die allesamt als Rundtouren geplant sind. Die vorgestellten Touren wurden uns von Einheimischen als besonders schön empfohlen und das waren sie in der Tat! Denn bei unserer Planung zu Hause stellten wir fest, dass zumindest in Deutschland von dieser Ecke keine Wanderkarten verfügbar waren. Wir sahen das als Chance,  um eine neue Region zu erkunden.

Das Wetter in der Region ist mediterran. In den Sommermonaten Juni bis August muss man in Ligurien mit schwüler Hitze selbst in Höhen deutlich über 1000 m und auch mal mit kräftigen Gewittern rechnen. Im Winter fällt zumindest in den höheren Lagen der Berge oft Schnee und es gibt sogar ein kleines Skigebiet. Die besten Zeiten zum Wandern sind aus unserer Sicht deshalb das Frühjahr und der Herbst. Dann sind die Temperaturen meist mild und auch die Fernsicht ist besser. Wir haben die Region inzwischen mehrfach und zu unterschiedlichen Jahreszeiten bereist und waren jedes Mal begeistert.

Um zu den beschriebenen Touren zu gelangen, verwendet man am besten das eigene Fahrzeug. Es gibt zwar ein paar Busverbindungen, doch außer den Haltestellen konnten wir in den Tagen vor Ort - vor allem in den Bergen - nur sehr selten einen Bus sehen.

Die Tourdaten findet Ihr jeweils am Ende jeder Tour auf komoot zum kostenlosen Download.

Das Video zur Tour

Die Touren im Überblick

Wandern in Ligurien
Übersichtskarte der Touren

Schwierigkeit der Touren und Ausrüstung

Wer mehrstündige Wanderungen in den Alpen, bei unterschiedlicher Witterung, zu verschiedenen Jahreszeiten, auch mal in steilem Gelände unternimmt und es gewohnt ist, dabei die nötige Ausrüstung und Verpflegung im Rucksack dabei zu haben, der empfindet die hier vorgestellten Touren sicher als einfach. Dennoch ist manchmal etwas Orientierungssinn, Trittsicherheit und an ein paar kurzen Stellen sogar Schwindelfreiheit nötig. Dazu kann sich das Wetter in den Bergen, aber auch an der Küste, schnell mal ändern. Im Zweifelsfall hatten wir immer entsprechende Regenkleidung sowie warme Sachen zum Wechseln dabei. Wir empfehlen für alle Wanderungen die übliche Ausrüstung wie für eine Bergwanderung, angepasst an die Jahreszeit.

Teil 1: Touren in den Bergen

Zur leichteren Orientierung haben wir die Touren in drei Teile gegliedert, in Touren in den Bergen, in Küstenwanderungen und in Touren im Frühling. Los geht's in Teil 1 mit fünf der schönsten Touren in den Bergen, die uns von Einheimischen empfohlen wurden. Wir sind im August unterwegs gewesen und wegen der Hitze haben wir diese Wanderungen in den Bergen im Hinterland unternommen, was wirklich eine gute Idee war, doch lest selbst!


Monte Zatta, Ligurien, Italy, Parco Aveto, Naturpark Veto

 

 

Der dicht bewaldete Monte Zatta (1404m) war unsere erste Tour. Die Entfernung und die Höhendifferenz sind sehr moderat, das erschien uns ideal als Start in den Bergen und um ein Gefühl für das Terrain zu bekommen. Wir starteten sehr bequem an einem kleinen Parkplatz am Passo del Bocco und bogen schon nach ein paar Schritten in einen lichten Buchenwald ein, der angeblich der schönste von ganz Ligurien sein soll. Das können wir nach den wenigen Touren zwar nicht beurteilen, doch schön war er tatsächlich und vor allem war die Tour menschenleer. Wir begegneten an dem Tag während der gesamten Rundtour gerade mal einem einzigen Wanderer und das gleich zu Beginn. Der Weg ist gut markiert mit einem roten A10, aufgepinselt alle paar Meter auf einen Baumstamm oder Felsen. Das A steht hier für Rundweg, d.h. man gelangt wieder zurück zum Ausgangspunkt der Tour. Technisch war der Weg einfach, erst im Gipfelbereich verläuft er aussichtsreich auf dem felsigen Kamm an der Felskante entlang. Nach Norden sieht man hingegen nur dichten Laubwald, der bis zum Gipfel reicht. Wirklich schwindelfrei muss man also nicht sein, trittsicher hingegen schon. Wir genossen die überraschend klare Sicht und die milde Luft, denn am Vortag hatte es kräftig gewittert und stundenlang wie aus Kübeln gegossen. Nach dem Kamm bog der Weg wieder in den Buchenwald ein und etwas unterhalb des Gipfels stießen wir auf eine Quelle mit kaltem Wasser. Wir füllten unsere Trinkflaschen auf und stiegen weiter ab zurück zum Auto. Die erste Tour war wirklich klasse gewesen, vor allem hatte uns die Fernsicht zur Küste begeistert. Im Dunst konnten wir sogar die Inseln Elba und Korsika erkennen!


Monte Penna, Ligurien, Italy

 

  

Die Aussicht vom Monte Penna (1735m) soll überragend sein und so waren wir gespannt, ob sie tatsächlich noch besser sein würde als bei unserer ersten Tour auf den Monte Zatta. Erneut hatten wir Glück mit dem Wetter, es war klar und sonnig. Unser Auto stellten wir auf einem kleinen Parkplatz am Passo del Chiodo ab und liefen zunächst die ersten 3 km fast eben und parallel zu einer Asphaltstraße auf einem breiten Forstwegen durch einen lichten Laubmischwald. Am Rifugio Casermette del Penna waren wir dann nicht mehr allein. Dutzende Ausflügler, zum Teil mit dem Wohnmobil, parkten vor dem großen Haus und es waren noch viele Parkplätze frei für weitere Besucher. Die gute Sicht vom Gipfel war unter den Einheimischen offensichtlich kein Geheimnis. Ab jetzt verläuft der Anstieg auf einem gut ausgebauten und markierten Pfad und wir trafen zahlreiche Wanderer, oft waren ganze Familien unterwegs. Kurz unterhalb des Gipfels weicht der Wald zurück und der Pfad verläuft über einen breiten und von Gras bewachsenen Hang. Am Gipfel steht eine kleine Kapelle und daneben eine Marienstatue, vor deren Errichtung sich die angrenzenden Regionen lange stritten, in welche Richtung sie denn schauen sollte, da genau hier ihre Grenzen aufeinandertreffen. 

Darüber machten wir uns keine Gedanken, wir genossen lieber die geniale Aussicht und das 360° Panorama. Wir konnten über die Berge des Apennin im Westen bis zu den Alpen blicken, von denen sogar einige schneebedeckte Berge im Dunst zu erkennen waren. Im Norden ließ sich die Poebene zumindest erahnen, im Osten zeigten sich zahlreiche weitere Gipfel des Apennin und im Süden die Küste und das Meer. Selbst die Berge Korsikas waren deutlich zu sehen. Wow! 

Wir genossen die Pause am Gipfel und stiegen dann, unserem Rundweg A5 folgend, nach Norden ab. War der Aufstieg noch ein bequemer Wanderweg und anfangs sogar ein breiter Forstweg gewesen, so kam jetzt gleich zu Beginn ein kurzer Klettersteig mit einigen Stahlketten zum Festhalten. Gut hundert Höhenmeter geht es zum Teil luftig abwärts. Wir freuten uns über die Abwechslung auf der Tour, denn auch die Scharen von Wanderern waren wir damit los. Nur eine Familie kraxelte uns entgegen. Wer nicht schwindelfrei ist, der sollte auf dem Anstiegsweg zurücklaufen, oder die Tour in der Gegenrichtung laufen. Dann kann man den Klettersteig bergauf bewältigen und man läuft auf einfachen Wanderwegen bergab. Etwas unterhalb des felsigen Gipfelaufbaus wird der Weg dann wieder bequem und er taucht in einen dichten, hellen Buchenwald ein. In einem schönen Bogen gings abwärts zurück zum Startpunkt der Tour. Einzig eine Quelle fanden wir diesmal nicht.

 

Rückblickend können wir sagen, dass der Monte Penna wirklich ein Parade-Aussichtsberg ist, allerdings ist hier auch viel los, da mehrere bewirtschaftete Hütten in der Nähe liegen und die Asphaltstraße zum erwähnten Rifugio Casermette del Penna recht nah an den Gipfel heranreicht. Wer von dort startet, der muss gerade einmal 340 hm überwinden.


Nozarego, Portofino, San Fruttuoso, Ligurien, Italy

 

 

Zumindest eine Küstenwanderung mit einem Bad im Meer wollten wir während unseres Urlaubs unternehmen. Als Bademöglichkeit auf dieser Tour bieten sich die Strände in Parragi, gleich zu Beginn, sowie in der Bucht kurz vor dem Kloster San Fruttuoso an. Die Klosteranlage soll malerisch in einer Felsenbucht am Meer liegen und das bekannte Hafenstädtchen Portofino wollten wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen. Beide Orte befinden sich auf einer großen Landzunge in dem wunderschönen Parco Naturale Regionale di Portofino  an der Küste und sind am besten mit dem Boot oder zu Fuß zu erreichen. Die Touristenboote fahren jedoch nur bei gutem Wetter und ohne Wellen. 

Wir hingegen wollten die Tour komplett wandern und starteten an der Kirche in dem Örtchen Nozarego, das etwas oberhalb des Hafens und Bahnhofs von Santa Margherita Ligure aussichtsreich auf einem Hügel liegt. Im ständigen Auf und Ab folgten wir einem perfekt gepflasterten und beleuchteten(!) Wanderweg nach Portofino. Jedoch war die klare Luft der letzten Tage einer schwül-heißen Suppe von 32°C gewichen und unser Frühstück war einfach zu lecker gewesen, so dass es schon halb elf am Vormittag war, bis wir endlich starteten. Die meiste Zeit verläuft der Weg zum Glück im Schatten der Pinien und Bäume und oft gab es schöne Blicke auf das blaue Meer. Wir liefen entspannt dahin, bis plötzlich ein stattliches Wildschwein samt Jungtieren vor uns über den Weg trottete. Wir waren überrascht, denn in Sichtweite reihten sich einige bewohnte Häuser aneinander und auch ein paar andere Fußgänger waren mit uns unterwegs, doch die Wildschweine schien das nicht groß zu stören. Später erfuhren wir, dass durch die Pandemie die Jagd derzeit nur eingeschränkt ausgeübt wird, so dass sich diese gerade stark vermehren. 

In Portofino angekommen war uns dann der Rummel zu groß, so dass wir lieber die Aussicht von einem Hügel etwas oberhalb auf den Jachthafen genossen. Zwischen stattlichen Häusern verlief der Weg ab jetzt weiter, steil bergauf und in der prallen Mittagshitze entlang der Küste. Es wechselten schattige mit sonnigen Abschnitten, sowie mehrere Auf- und Abstiege auf einem schmalen Wanderweg. Zum Teil boten sich spektakuläre Blicke auf die bewaldete Felsenküste, bis es schließlich 250 hm steil bergab zur Bucht mit dem Kloster San Fruttuoso ging. Hier gibt es einen kleinen Strand mit einer schönen Bademöglichkeit. Doch wir hatten Pech, denn jeder Quadratmeter der kleinen Bucht  war voll mit Menschen, die sich aneinander drängten und in der Bucht davor lagen zahlreiche Motorboote vor Anker. Große Ausflugsbote karrten weitere Touristen heran, Schiffsmotoren dröhnten und wir kamen uns fast vor wie an einem Busbahnhof, nur lag dieser hier auf dem Wasser anstatt an Land, so dass wir direkt weiter wanderten. Nur ein paar Meter oberhalb des Klosters waren wir dann wieder fast alleine unterwegs. Der Rückweg verlief schön grün durch den Wald, anfangs ging es steil und sonnig bergauf und sogar eine hübsche Einkehrmöglichkeit in dem Agririfugio Molini hätte sich angeboten. Manche Abschnitte des Weges verliefen hier fast wie durch einen Dschungel, so dicht wucherten hier die Büsche und Bäume, die offensichtlich erst vor kurzem zurückgeschnitten wurden, um den Weg freizuhalten.

Rückblickend war die Tour zwar schön gewesen, allerdings war die schwüle Hitze an dem Tag extrem gewesen, so dass wir diese Tour nur bei deutlich kühlerem Wetter ab Ende September/Anfang Oktober oder im Frühjahr empfehlen können. Dann bietet sich auch die gesamte Wanderung um die Halbinsel herum an. Von Camogli führt ein aussichtsreicher und sonniger Wanderweg entlang der Küste nach San Fruttuoso und weiter bis nach Portofino und Nozarego bzw. Santa Margherita Ligure. Zwischen Camogli und Santa Margherita verkehrt der Regionalzug entlang der Küste, so dass man den Rückweg mit der Bahn antreten kann. Allerdings wurde uns gesagt, dass diese Bahnverbindung im Sommer oft überlastet ist.


Monte Ramaceto, Ligurien, Italy

 

 

Den felsigen Gipfelgrat des Monte Ramaceto (1345m) konnten wir schon mehrmals bei Sonnenaufgang bewundern. Nach Süden hin bildet er den Abschluss eines weiten Talkessels, der fast wie ein riesiger Vulkankrater wirkt. Nach Norden ist der Monte Ramaceto bis zum Gipfel hin von einem schönen Buchenwald bestanden, ähnlich wie am Monte Zatta.

Wir starteten unsere Tour früh am Morgen in der aufgehenden Sonne vom Parkplatz am Passo della Forcella aus. Der Weg verläuft hier anfangs wieder auf dem Alta Via dei Monti Liguri. Aussichtsreich verläuft der gut markierte Steig zunächst auf einem Grat entlang und folgt dann der Bergflanke unterhalb des Monte Cavallo. Nach knapp 2 km biegt der Weg bei einem Sattel rechts ins Unterholz ab. Für ein paar hundert Meter folgt man ab jetzt einem kaum erkennbaren und meist von Gras und Büschen überwucherten Pfad entlang eines Baches abwärts, bis man auf einer großen Lichtung mit einer Wiese auf einen Forstweg stößt. Hier folgten wir dem Weg weiter abwärts in Richtung Rifugio Ventarola, bis wir deutlich davor den Bach an einer kleinen Holzbrücke nach links überqueren konnten. Ab hier ist der Weg auch wieder besser markiert. Wir folgten dem Forstweg talaufwärts, bis aus dem Fahrweg wieder ein kaum markierter Pfad  wurde. Steil gings ab jetzt durch einen schönen Buchenwald immer dem Bach folgend aufwärts, bis wir irgendwann fast weglos am Passo Ventarola, einem dicht bewaldeten Grat, erneut auf dem Alta Via dei Monti Liguri landeten. Wir folgten diesem gut markierten Weitwanderweg nach Süden bergauf, bis wir auf einer grasbewachsenen Bergflanke einen schönen Ausblick nach Norden, Westen und Süden hatten. Zügig verläuft der Pfad bis zum westlichen Gipfel des Monte Ramaceto zu einer kleinen Kapelle und folgt ab jetzt sehr aussichtsreich dem langen, felsigen, aber einfach zu gehenden Gipfelkamm nach Osten bis zum Hauptgipfel des Monte Ramaceto. Die klare Luft des Tages bot uns erneut eine super Fernsicht. Der Blick reichte weit, von Westen nach Süden und über die Gipfel des Apennin im Osten. Nur nach Norden hin sahen wir durch den Wald wenig. Wir genossen die Ruhe und beobachteten sogar einen vorbeifliegenden Steinadler und andere Greifvögel. Was für ein Spektakel! Der Berg ist Teil des Parco Naturale Regionale dell` Aveto, dem angeblich artenreichsten und ökologisch wertvollsten Abschnitt des Apennin. Beflügelt stiegen wir auf dem Alta Via nach Norden hin durch den wunderschönen Laubwald ab und trafen wenig später auf eine unscheinbare Quelle mit glasklarem und eiskalten Wasser, die neben einem kleinen Haus entspringt. Es lohnt sich hier die Trinkflaschen aufzufüllen. Weiter abwärts trafen wir wieder auf den Abzweig vom Morgen und liefen zurück zum Ausgangspunkt der Tour am Passo della Forcella. 

Die Tour auf den Monte Ramaceto war rückblickend großartig. Von Beginn an waren wir überwiegend auf kleinen Pfaden und Steigen unterwegs gewesen, meist war es durch den Laubwald angenehm schattig und immer wieder gab es Aussichtspunkte. Auch das Wetter war perfekt und wir wurden mit einer tollen Aussicht und einem Naturspektakel belohnt. Was will man mehr? Nur eine Hütte gibt es hier nicht.


Monte Aiona, Ligurien, Italy

 

 

Wir mussten etwas überlegen, welche Tour wir als Abschluss unseres Aufenthalts in Ligurien gehen wollten, denn bisher waren sie alle sehr schön gewesen. Die Wahl fiel auf den Monte Aiona (1701), den höchsten Berg der Region und des Parco Naturale Regionale dell` Aveto. Bei unserer Tour auf den Monte Penna konnten wir bereits sein beeindruckendes Gipfelplateau aus der Ferne betrachten und waren entsprechend gespannt.

Wir starteten erneut sehr früh, zum einen um der Mittagshitze zu entgehen und zum anderen waren für den Tag ab dem frühen Nachmittag Gewitter vorhergesagt. Aufgrund der exponierten Lage wollten wir diese gerne umgehen. Los gings auf die Rundwanderung am Passo dei Ghiffi an einem kleinen Parkplatz. Sofort biegt ein kleiner und steiler mit A8 bezeichneter Steig von der Straße ab und führte uns durch einen Kiefernwald auf einen Sattel. Was der nur auf italienisch verfasste Hinweis zu Beginn des Weges bedeuten würde, sollten wir später noch erfahren.

Vom Sattel aus verlief der Weg aussichtsreich, aber dafür fast ohne Schatten über Almwiesen nach Norden und folgt hier wieder dem bekannten Alta Via dei Monti Liguri. Teilweise verlief der Steig entlang des Kammes über den Rocca della Scaletta, einem kleinen Gipfel. Knapp 1 km später bog unsere Route vom gut markierten Alta Via in Richtung Rifugio Pratomollo ab. Hatten wir den richtigen Abzweig verpasst? Jedenfalls liefen wir nach ein paar Minuten weglos durch den zum Glück lichten Laubwald auf der Suche nach dem Weg in Richtung Pratomollo. Erst nach einer Weile trafen wir wieder auf die Wegmarkierungen und landeten recht unvermittelt an einer weiten Wiese vor dem Rifugio. Hütte ist im Grunde die falsche Bezeichnung für dieses große Gebäude, das aussichtsreich am Waldrand liegt.

Hier trafen wir zum ersten Mal für heute auf andere Wanderer und Ausflügler, die auf einem Parkplatz unweit des Rifugio ihren Anstieg zum Monte Aiona begannen. Wir liefen zügig weiter und folgten für ein paar hundert Meter einer breiten Schotterstraße bergauf, bevor der eigentliche Gipfelanstieg auf dem Alta Via begann. Aussichtsreich, aber ab jetzt komplett ohne Bäume und somit ohne Schatten verläuft der Pfad steinig bergauf über weite Wiesenhänge, bis man auf dem weiten Gipfelplateau landet. Hier gibt es gleich mehrere Gipfel, die eher wie kleine Erhebungen auf einer weiten Ebene wirken. Wir steuerten den südlichsten Punkt an, da wir uns dort den besten Ausblick auf das Meer erhofften. Die Aussicht war zwar gut, doch heute war die Luft deutlich feuchter als bei unseren ersten Wanderungen und hinter uns bildeten sich recht schnell die ersten kleinen Quellwolken, während sich vom Meer her eine trübe Wolkenwand zusammenzog. Wir entschieden uns deshalb für eine eher kurze Gipfelpause und genossen die Aussicht, bevor wir auf dem Anstiegsweg zurück Richtung Rifugio Pratomollo abstiegen. Doch das Wetter schien zu halten, die Wolken blieben recht harmlos und so machten wir an einem schönen Bachlauf im Abstieg zum idyllisch gelegenen Rifugio Malgazanoni eine zweite Pause.

Ab dort würde ein einfacher Weg entlang der Bergflanken zurück zum Ausgangspunkt der Tour am Passo dei Ghiffi führen, ohne große Höhendifferenzen. Das dachten wir wenigstens, denn 1,4 km nach dem Rifugio kam die Überraschung. Das gleiche Schild vom Beginn der Tour sowie eindeutige Markierungen zeigten an, dass der Wanderweg gesperrt war. Wir mussten einer Umleitung folgen. Die anfangs harmlosen Wolken türmten sich inzwischen zu recht beachtlichen Gebilden auf und wir stiegen in der prallen Nachmittagssonne steil eine Bergflanke hinauf. Der Weg war zwar gut markiert, erinnerte aber oft mehr an einen Wildwechsel denn an einen Wanderweg. Gefühlt waren wir die ersten Wanderer, die der Umleitung folgten. Etliche große Tierknochen blichen in der Sonne vor sich hin und wir fragten uns, ob das die Reste einer Mahlzeit waren, die die hier ebenfalls vorkommenden Wölfe hinterlassen hatten.

Nach einer schweißtreibenden Kraxelei durch Schotter und Wiesenflächen standen wir dann endlich wieder oben auf dem Alta Via, auf dem gleichen Weg, den wir am Morgen bereits gelaufen waren. Doch weiter gings dann erst mal nicht. Eine Herde Ziegen erschien und nur ein paar Augenblicke später versperrten uns drei große, bellende Hirtenhunde den Weiterweg. Diese spezielle Züchtung ist bekannt dafür, dass sie die Herden von Schafen, Ziegen und Kühe als ihre Familie sehe, sie zuverlässig zusammenhalten und auch Wolfsrudel in die Flucht schlagen. Wir waren ihnen bereits in den letzten Jahren auf unseren Bikepacking-Touren in den Alpen und im Apennin immer wieder begegnet. Während wir also abwarteten und uns der Schweiß von den Armen tropfte, drängte die Zeit, denn inzwischen begann es auch zu donnern und die angekündigten Gewitter kamen näher.

Nach gefühlt endlosen Minuten zogen die Ziegen langsam weiter und auch die Hunde verloren ihr Interesse an uns. Im Eiltempo liefen wir den Weg entlang des Kammes zurück zum Startpunkt, während sich hinter uns eine imposante Gewitterwolke auftürmte. Erleichtert und zufrieden erreichten wir endlich unser Auto und wir waren uns einig, das eine besonders schöne Tour hinter uns lag!

zum Abschluss von Teil 1

Die Berge des Apennin in Ligurien eignen sich hervorragend zum Wandern. Besonders die mit "A" ausgewiesenen und nummerierten Rundtouren (Anello) sowie die Abschnitte auf dem Alta Via dei Monti Liguri sind auch sehr gut markiert. Vom technischen Anspruch her waren die Touren einfach. Dennoch sollte man trittsicher, ausdauernd und an manchen kurzen Stellen auch schwindelfrei sein. 

Wer im Sommer in Ligurien wandern will, der muss mit schwüler Hitze selbst in Höhen deutlich über 1000 m und auch mal mit kräftigen Gewittern rechnen. Zum Glück verliefen längere Abschnitte der fünf beschriebenen Touren recht schattig durch Laubwälder, so dass die Hitze und die Sonne besser zu ertragen waren. Die besten Zeiten zum Wandern sind sicherlich im Frühjahr und im Herbst. Dann sind die Temperaturen angenehmer und auch die Sicht ist besser. 

Um zu den beschriebenen Touren zu gelangen, benötigt man am besten ein eigenes Fahrzeug. Es gibt zwar ein paar Busverbindungen, doch außer den Haltestellen konnten wir in den Tagen vor Ort nur sehr selten einen Bus sehen.

Mit dem Fahrrad haben wir Ligurien auch schon entdeckt, mal mit dem Rennrad und mal mit dem MTB auf unserer Bikepacking-Tour durch den Apennin. So kamen wir erst auf die Idee, hier einen Wanderurlaub zu verbringen. Mal sehen, wie lange es dauert bis wir hier wieder vorbeischauen...

Teil 2: Küstenwanderungen

mit etwas Glück wärmt selbst im November die Sonne angenehm
mit etwas Glück wärmt selbst im November die Sonne angenehm

Die Berge des Apennin in Ligurien eignen sich hervorragend zum Wandern.  In Teil 1 haben wir Euch 5 der schönsten Rundwanderungen in den Bergen vorgestellt, die uns allesamt von Einheimischen empfohlen wurden und angedeutet, dass wir bestimmt noch einmal in diese Region zurückkehren werden, um noch mehr zu entdecken. Im Spätherbst und kurz vor dem ersten Schneefall in den höheren Lagen nutzten wir ein paar Tage im November, um diesmal entlang der Küste zu wandern. Während der Sommermonate ist es hier meist viel zu heiß und es sind für unseren Geschmack auch zu viele Touristen unterwegs, aber so spät im Jahr waren wir gespannt, von welcher Seite sich uns Ligurien diesmal präsentieren würde. Wir hofften auf milde Temperaturen, ein paar Sonnenstrahlen sowie schöne Ausblicke auf das Meer. Eine Garantie für gutes Wetter gibt zu zu dieser Jahreszeit natürlich nicht mehr und in den Tagen vor Ort erlebten wir so einiges. Von Sonnenschein mit blauem Himmel bei T-Shirt-Temperaturen, bis hin zu einstelligen Plusgraden und stundenlangem Starkregen war alles geboten. In den trockenen Phasen sind wir natürlich trotzdem gewandert und wurden erneut verzaubert. Hier stellen wir Euch unsere Highlights vor. Die Tourdaten findet Ihr wieder jeweils am Ende von jeder Tour auf komoot zum Gratis-Download. Wie schon in Teil 1 beschrieben, so empfiehlt sich auch hier das eigene Auto zur An- und Abreise. Deshalb sind alle unsere Touren als Rundtouren geplant.


 

 

Die schöne Rundtour startet in dem malerischen Küstenort Sestri Levante und führt hinauf zur Punta Manara, einem Hügel auf der Landzunge zwischen Sestri Levante und dem nächsten Küstenort Riva Trigoso. Beide Orte liegen an der Bahnstrecke, so dass man die Tour auch als Streckenwanderung planen und bei Bedarf zurück zum Startort fahren kann. Wir bekamen den Tipp direkt im Zentrum von Sestri Levante das Auto abzustellen, auch wenn dies ein kostenpflichtiger Parkplatz ist und die Tour lieber als Runde zu laufen. Kostenlose Parkplätze zu finden ist in dieser Ecke eher aussichtslos. Rückblickend war das genau die richtige Entscheidung gewesen, denn kurz vor dem Start zog ein Gewitter durch und kurzerhand nutzten wir die Pause für einen Cappuccino in der nächsten Bar. Bald schien die Sonne wieder von einem blauen Himmel und es konnte losgehen. Wir durchquerten die Fußgängerzone, bis wir zwischen vielen bunten Reklametafeln eher unscheinbar an einem Torbogen das rot-weiße Wandererschild entdeckten. Hier beginnt ein schmaler Pfad zwischen hohen Mauern bergauf, der in nur wenigen Gehminuten aus dem belebten Stadtzentrum hinaus ins Grüne führt. Immer wieder bieten sich schöne Blicke auf die geschützte Bucht von Sestri Levante, der Gaia del Silencio mit einem kleinen Badestrand und die Altstadt. Der anfangs gepflasterte Weg wird zu einem gut markierten Wanderweg durch einen lichten Pinien- und Laubwald, bis mit dem Monte Castello auf 264 m der höchste Punkt erreicht ist. Von dort geht es abwärts auf einem schmalen Pfad bis zur Punta Manara und einer Ruine eines alten Wehrturms. Aussichtsreich führt der Weg nun zurück entlang der Küste bis Sestri Levante. Sogar um unsere Bergschuhe waren wir froh gewesen, denn durch den Regen waren manche Wegabschnitte zu kleinen Bachbetten geworden. Bei trockenem Wetter hätten auch normale Sportschuhe ausgereicht, für Sandalen ist der Weg ungeeignet. Wir nutzten die ideale Bademöglichkeit in Sestri Levante am Ende dieser gemütlichen Wanderung und freuten uns schon auf die nächsten Touren.


 

 

Wer eine sehr kurze, aber spektakuläre Wanderung mit einer wilden Bademöglichkeit sucht, der ist hier genau richtig. Man startet in La Spezia und folgt der bekannten Küstenstraße durch den Nationalpark Cinque Terre für ein paar Kilometer. Am bequemsten ist das mit dem eigenen Auto, oder dem Linienbus. Es geht in vielen Serpentinen bergauf, durch einen Straßentunnel und ein paar hundert Meter nach dem Tunnel sieht man auf der linken Straßenseite das kleine Lokal Il Borgi di Campi. Ein paar Meter weiter bieten sich kostenfreie Parkplätze am Straßenrand an. Die Tour beginnt direkt neben dem Restaurant bei dem Wegweiser für Wanderer zur Punta Pineda.

Durch viele Terrassen und entlang von verstreut liegenden Häusern wird der mit Steinstufen befestigte Weg immer steiler, bis bei einem Haus ein gelbes Warnschild auftaucht. Kurz darauf wird der Weg für ein paar Meter recht "luftig". Spätestens jetzt ist man froh über die griffigen Schuhsohlen von Bergstiefeln. Steil und ohne jede Sicherung führt der Pfad mit spektakulären Blicken auf die Steilküste tief unter einem weiter bergab. Wer hier nicht trittsicher und halbwegs schwindelfrei ist, der sollte besser umkehren. Objektiv gesehen ist der Weg aber nicht schwierig, solange es trocken ist. Ein paar Minuten später steht man dann unten am Fuße der Steilküste und findet zwischen den Felsen einen natürlichen Graben, der eine vor der Brandung geschützte Bademöglichkeit bietet. Wow! Trotz Sonne und angenehmer Temperaturen haben wir auf das verlockende Bad im Meer verzichtet, denn in dem natürlichen Swimmingpool waren auch einige Seeigel zu sehen. Der Rückweg erfolgt später auf dem gleichen Weg. Ist man wieder oben an der Straße angelangt, so freut man sich zu Recht über eine tolle Tour. Da der Weg fast komplett der Sonne ausgesetzt ist, eignet sich diese Tour vor allem bei kühlerem Wetter.


 

 

Der gesamte Küstenabschnitt rund um die Halbinsel bei Portofino ist normalerweise ein echter Touristenmagnet, doch so spät im Jahr ist diese kurze Wanderung hinab zu einer der schönsten Badestellen der Region eine echte Empfehlung. Wir sind diese Tour bereits einmal im Spätsommer gelaufen und es waren noch viele Touristen unterwegs gewesen. Man parkt das Auto am besten am Abzweig von der Hauptstraße in Richtung der Ortschaft San Rocco. Alternativ bietet sich der Küstenort Camogli als Start- und Zielort an, der bequem mit der Bahn erreichbar ist. Wer wie wir oben an der Straße Richtung San Rocco startet, der genießt schon zum Start schöne Ausblicke zur Küste in Richtung Camogli.  Die Straße verläuft eben entlang zahlreicher Villen und im Schatten monumentaler Pinien bis zur Ortschaft San Rocco di Camogli, die nur für den Anwohnerverkehr freigegeben ist. Man durchquert den Ort auf der Hauptstraße, bis an der Landzunge, hoch oberhalb  der Küste der befestigte Wanderweg beginnt. An der kleinen Kirche hat man einen spektakulären Ausblick auf die Küste in Richtung Genua und bei guter Fernsicht sind sogar die Seealpen an der Grenze zu Frankreich zu erkennen. 

Hier hat man zwei Möglichkeiten um bis nach Punta Chiappa zu gelangen. Der tiefer gelegene Weg ist fast durchgängig befestigt und einfacher zu laufen. Deutlich ruhiger aber auch unbefestigt verläuft ein Parallelweg etwas oberhalb der Küste. Kurz vor der Landzunge Punta Chiappa vereinigen sich beide Wege wieder. Wir sind sie deshalb als Rundweg gelaufen. Punta Chiappa selbst wirkt wie eine überdimensional große, schrägstehende Felsplatte, die ins Meer hinausragt. Hier kann man hervorragend baden, zumindest solange die Brandung nicht zu stark ist. Da die Felsen scharfkantig sind, empfehlen sich auch Badeschuhe.


 

 

Wir sind die Tour wieder als Runde gelaufen, mit dem Start und Ziel an der Straße bei San Rocco. Es bietet sich an das Auto am Abzweig von der Hauptstraße in Richtung der Ortschaft San Rocco zu parken. Der Beginn der Wanderung verläuft eben und im Schatten einer schönen Pinienallee bis zur für den Verkehr gesperrten Ortschaft San Rocco. Hoch über dem Meer kann man die Aussicht auf die Steilküste und die Bucht von Camogli genießen, bei guter Sicht reicht der Blick bis Genua oder noch weiter nach Westen. Blickt man Richtung Süden, so taucht bald die felsige Landzunge Punta Chiappa auf, die sich hervorragend zum Baden eignet (Beschreibung siehe Tour #8). 

Wir steigen diesmal nicht zum Meer ab, sondern folgen dem Höhenweg zur „Batterie“, einer ehemaligen Geschützstellung aus dem 2. Weltkrieg.

Anfangs ist der Weg noch gut gepflastert, etwas später wird er zu einem schmalen, steinigen Pfad. Bei der Batterie sollte man die tolle Aussicht genießen und eine kurze Pause einlegen, denn danach folgt der landschaftlich spannendste Teil. Der Weg verläuft ab jetzt meist steil bergab oder bergauf entlang der Steilküste und ein paar Abschnitte sind fast schon ausgesetzt und sogar mit Ketten zum Festhalten gesichert. Trittsicher- und Schwindelfreiheit sind für diese Passagen unbedingt erforderlich und auch das Wetter sollte trocken sein. Landschaftlich sind diese Abschnitte ein echtes Highlight, vor allem sind wir hier nur wenigen Wanderern begegnet. Nach gut 2 Stunden der schweißtreibenden Wanderung erreicht man das malerisch in einer Felsenbucht gelegene Kloster San Fruttuoso. Anders als im Sommer waren diesmal nur wenige Touristen vor Ort, die Gastronomie hatte geschlossen und auch die Ausflugsboote konnten wegen der starken Wellen nicht anlegen. Die Stimmung mit der tiefstehenden Sonne und dem tosenden Meer war dafür umso schöner. Von San Fruttuoso führt ein steiler, mit Natursteinen befestigter alter Weg in vielen Kehren und Serpentinen mehrere hundert Höhenmeter nach oben, bis der Bergrücken des Monte Portofino erreicht ist. Auf einfachen, breiten Wander- und Wirtschaftswegen geht es ab dort flott entlang des Berghanges zurück in Richtung Startpunkt der Tour. Bei einem markanten Sendemast bietet sich ein guter Blick auf die Bucht von Camogli. Ein paar Meter tiefer führt ein steiler und ziemlich langer Treppenweg bergab durch einen schönen Laubwald und entlang eines kleinen Baches zurück zum Parkplatz.

 

Tipp: Die Tour von San Rocco nach San Fruttuoso lässt sich bei guter Ausdauer, Trittsicher- und Schwindelfreiheit hervorragend mit der Tour #3 zu einer langen und aussichtsreichen Küstenwanderung kombinieren. Zurück zum Start nimmt man dann den Zug von Camogli nach Santa Margherita Ligure.


 

 

Nur wenige Kilometer hinter Sestri Levante erhebt sich der Monte Treggin. Mit gerade einmal 820 m Höhe ist er nicht sonderlich hoch, doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Wir sind ihn vom Örtchen Tassani, das auf 320 m liegt, aus als Rundtour gelaufen. Der Anstieg beginnt direkt hinter der Kirche im Ort und verläuft aussichtsreich zunächst auf bequemen Pfaden und breiten Wirtschaftswegen nicht allzu steil bergauf, vorbei an dem Agriturismo le Sorgenti del Gromolo und weiter bis knapp unterhalb des Gipfels. Hier zweigt von dem Fahrweg etwas unscheinbar ein schmaler Pfad rechts in den Wald ab. Auf dem Bergrücken geht es für ein paar hundert Meter durch einen schönen Eichenwald weiter, bis der Weg steiler wird und der Wald zurücktritt. Der felsige Gipfel kommt in Sichtweite und es geht kurz steil bergauf über einen einfachen Steig. Nach ein paar Minuten ist man schon oben und genießt die überaus gute Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Im Süden liegt die Bucht von Sestri Levante, daneben ist der kleine Bergrücken von Punta Manara zu sehen (siehe Tour #6), weiter westlich an der Küste erkennt man die Halbinsel von Portofino und bei sehr guter Sicht reicht der Blick noch viel weiter nach Westen, über die Bergrücken des Apennin und bis zu den Seealpen. Im Norden sieht man die markanten Gipfel des Monte Ramacetto (siehe Tour #4) und des Monte Zatta (siehe Tour #1) und sogar die Apuanischen Alpen, viel weiter im Osten des Apennin gelegen, tauchen auf. Wow, wir waren begeistert! Der Abstiegsweg verläuft äußerst abwechslungsreich entlang des Bergrückens in Richtung Küste. Mal hat man freie Blicke zur Küste, dann geht es schattig durch einen dichten Wald aus Esskastanien und schließlich unter lichten Pinien dahin. Der schmale Pfad erfordert beim Gehen ständige Konzentration und mündet erst am Ortsrand von Tassani wieder auf den bequemen Hinweg. Was für eine wunderbar abwechslungsreiche Tour. 

zum Abschluss von Teil 2

Lichtspiel über dem Meer
Lichtspiel über dem Meer

Ligurien hat uns auch dieses Mal beim Wandern wieder begeistert. Der späte Herbst eignet sich mit den moderaten Temperaturen ausgezeichnet für unsere beschriebenen Küstenwanderungen und selbst an den Touristen-Hotspots geht es deutlich entspannter zu als während der überlaufenen Sommermonate. Das Wetter kann allerdings recht launisch sein. Von T-Shirt-Temperaturen an sonnigen Südhängen entlang der Küste bei blauem Himmel bis hin zu mehrstündigem Starkregen, Gewittern und Wolken bis tief in die Täler mit nur einstelligen Plusgraden und starkem Wind erlebten wir innerhalb weniger Tage alles. Doch selbst ein Bad im Meer ist zum Abschluss von mancher Tour noch möglich, was wünscht man sich mehr? 

Mit dem Fahrrad haben wir Ligurien auch schon entdeckt, mal mit dem Rennrad und mal mit dem MTB auf unserer Bikepacking-Tour durch den Apennin. So kamen wir erst auf die Idee, hier einen Wanderurlaub zu verbringen. Mal sehen, wie lange es dauert bis wir hier wieder vorbeischauen...

Teil 3: Touren im Frühling

Kirschblüten in der Abendsonne, im Hintergrund der Monte Fiona
Kirschblüten in der Abendsonne, im Hintergrund der Monte Fiona

Die Sehnsucht nach Entspannung in der Natur war groß und so sind wir bereits im Frühjahr 2022 nach Ligurien zurückgekehrt, um zu wandern und etwas Sonne zu tanken. Auch diesmal sind alle Touren als Runde geplant und lassen sich am besten mit dem eigenen Auto, z.T. auch mit dem Zug erreichen. Das Wetter war überwiegend mild, trocken und somit perfekt zum Wandern geeignet.


Die Runde bei Bonassola startet direkt im Ortszentrum und ist eher ein Spaziergang. Trotzdem empfehlen sich feste Schuhe, da Teile des Weges unbefestigt und steil sind. Der - zugegeben sehr touristisch aufgemöbelte Ort - liegt mitten in der Cinque Terre. Doch außerhalb der Saison und bei mäßig schönem Wetter ist die Runde sehr zu empfehlen, denn immer wieder hat man tolle Ausblicke auf die Steilküste und das blau schimmernde Meer. Gut die Hälfte des Weges verläuft im Schatten, so dass man die Runde selbst an warmen Tagen genießen kann. Kurz nach dem Ortszentrum beginnt ein geschotterter Wirtschaftsweg mit einem Hinweisschild "Privat". Hier darf man sich nicht irritieren lassen, der Weg ist für Fußgänger passierbar und die Wandermarkierungen weisen einem zusätzlich den Weg. Zum Schluss des Spaziergangs bietet sich am Strand direkt im Ortszentrum ein Bad im tiefblauen Meer an!


 

 

Die Gipfel des Monte Verruga und des Monte Porcile liegen relativ nah beieinander, so dass wir sie zu einer Rundwanderung verknüpft haben. Los geht die Tour an einem kleinen Parkplatz am Passo di Biscia auf einem bequemen und anfangs fast flachen Fahrweg. Erst unterhalb des Gipfels des Monte Porcile wird aus dem Weg ein aussichtsreicher Pfad auf dem man schnell das grasbewachsene Gipfelplateau erreicht. Hier sollte man sich ruhig etwas Zeit lassen und die grandiose Aussicht auf die umliegenden Berge genießen. Bei sehr klarer Sicht sind die Berge Korsikas zu erkennen. So weit konnten wir an dem Tag zwar nicht blicken, aber zumindest sahen wir fast alle bisherigen Gipfel unserer letzten Touren in der Region. Weiter östlich blitzten sogar Schneefelder der Apuanischen Alpen aus dem Dunst. Auf einem schmalen Pfad stiegen wir Richtung Norden ab und erreichten die einzige Quelle des Tages, die Fontana Segà, etwas unterhalb des Gipfels des Monte Verruga. Ein Schild weist darauf hin, dass die Wasserqualität nicht kontrolliert wird. Nachdem so früh im Jahr noch kein Weidevieh auf den Wiesen stand, tranken wir das eiskalte Wasser trotzdem.

Die letzten Meter bis zum Gipfel des Monte Verruga waren steil und erforderten sogar kurz Trittsicherheit. Erneut wurden wir mit einer nahezu perfekten Aussicht und einem 360-Grad Panorama belohnt. Der Abstieg führte uns anfangs weglos um den Gipfel des Monte Verruga herum durch einen steilen Grashang, bis wir wieder auf dem ursprünglichen Wanderweg einbogen. Der restliche Abstieg erfolgte wieder auf dem breiten Fahrweg zurück zum Auto. Obwohl die Wanderung einfach war, waren wir von der abwechslungsreichen Wegführung und der super Aussicht auf die Berge des Apennin und die nahe Küste begeistert. Bei sommerlicher Hitze gilt es allerdings zu bedenken, dass es auf der Strecke nur sehr wenig Schatten gibt.


 

 

Die Tour hat einen etwas ungewöhnlichen Startpunkt, mitten im Zentrum der geschäftigen Küstenstadt Rapallo und ist damit ausnahmsweise perfekt mit dem Zug erreichbar. Parkplätze sind hier selbst in der Nebensaison ziemlich rar, deshalb sollte man am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Wir haben am Ortsrand nach etwas Suchen einen Parkplatz gefunden, alternativ lässt man sein Auto neben der Kirche in Sant`Ambrogio, etwas oberhalb von Rapallo gelegen, stehen. Dort beginnt ein langer Treppenweg entlang von Gärten und Olivenhainen bergauf, bis die letzten Häuser hinter einem liegen und man in einen schönen Laubwald eintaucht.

Der Weg wird zum Wanderpfad entlang eines Bergrückens, bis man nach einer Weile den Monte Zuccarello erreicht. Mit schönen Ausblicken auf die Bucht von Rapallo und die Halbinsel Portofino im Hintergrund auf der einen Seite, sowie der Aussicht nach Osten in Richtung Chiavari und Lavagna auf der anderen Seite ist man schnell am Monte Castello angelangt. Hier hat man die Hauptattraktion der Tour, die Marien-Walfahrtskirche Santuario Basilica di Nostra Signora di Montallegro schon gut im Blick. Der Weg führt ab jetzt fast eben und schattig unter wunderschönen alten Steineichen bis zu der bekannten Wallfahrtskirche. Kurz vor der Kirche läuft man an einem einladenden, großen Restaurant  mit einer perfekten Aussicht auf Rapallo und die Küste vorbei. Wer hier einkehrt und anschließend gar nicht mehr laufen will, der kann an der nur ein hundert Meter entfernten Seilbahnstation den Ausflug beenden und sanft zurück ins Zentrum von Rapallo schweben.

Wir sind nach einer Pause vor der Wallfahrtskirche lieber auf dem alten Pilgerweg zurück nach Rapallo gelaufen. Teils steil, aber breit und fast durchgehend mit Natursteinen gepflastert geht es durch einen schönen Laubwald zurück zum Start der Tour ins Getümmel der Altstadt. Die Tour war überraschend schön und abwechslungsreich, allerdings ist hier an Feiertagen und bei schönem Wetter im Sommer entsprechend viel los. Dafür verläuft rund 3/4 der Strecke im Schatten, was bei sommerlicher Hitze recht angenehm ist.


Direkt im Zentrum der Kleinstadt von Lavagna beginnt eine rund 16km lange, abwechslungsreiche und aussichtsreiche Rundwan-derung auf den ersten Bergrücken gleich nach der Küste. Durch die gute Erreichbarkeit war relativ viel los. Neben Wanderern trafen wir auf einige einheimische Mountainbiker und Jogger, für die der Berg offensichtlich die Trainingsrunde vor der Haustür ist.

Da auf der Tour wenig Schatten ist, empfiehlt sich die Runde vor allem für kühlere Tage, oder man fährt sie mit dem MTB und startet sehr früh am Morgen. Wir sind nur den oberen Teil am Bergrücken entlang gelaufen, um uns die Abschnitte durch die Küstenstadt auf den Straßen zu sparen und waren von der Aussicht auf Chiavari und die gesamte Küste bis weit nach Osten begeistert. Auch diese Tour lässt sich sehr gut mit dem Zug erreichen und man erspart sich die Parkplatzsuche, die während der Sommersaison nervig sein kann.

zum Abschluss von Teil 3

Nach inzwischen mehreren Aufenthalten in der Region bleibt für uns im Grunde nur eines festzuhalten: Ligurien hat uns in seinen Bann gezogen. Trotz der in Küstennähe sehr guten touristischen Infrastruktur mit entsprechend viel Trubel, finden sich im Hinterland genügend ruhige Flecken zum Wandern, Radfahren und Entspannen in der Natur. Der Gegensatz zwischen der dicht besiedelten Küste und der Ruhe in den nahen Bergen ist immer wieder erstaunlich. Mit dem Fahrrad haben wir Ligurien auch schon entdeckt, mal mit dem Rennrad und mal mit dem MTB auf unserer Bikepacking-Tour durch den Apennin. So kamen wir erst auf die Idee, hier einen Wanderurlaub zu verbringen.

Für uns ist Ligurien das ganze Jahr über ein lohnendes Urlaubsziel, zu dem wir gerne zurückkehren werden. Okay, mitten im Winter waren wir noch nicht hier - bislang jedenfalls.

Kennt Ihr weitere lohnende Touren in dieser Region?

Schreibt uns eine Mail an: team@berghuhn.de

 

Wer jetzt Lust auf mehr Touren und Videos zum Thema Bergtouren bekommen hat, wird hier in unserer Abenteuerliste fündig!