Als die Firma Hammerhead aus den USA Ende letzten Jahres seinen zweiten Fahrradcomputer, den Karoo 2, auf den Markt gebracht hat und die Fachpresse mit Lob nicht sparte, waren wir neugierig geworden. Mit dem Gerät geht Hammerhead, v.a. verglichen mit der Konkurrenz von Garmin und Wahoo, technisch eigene Wege. Nachdem sich unsere Bikepacking-Touren in den letzten Jahren immer mehr in Richtung kleine Nebenstraßen mit offroad-Abschnitten orientiert hatten, war für uns der Zeitpunkt für ein richtiges Outdoor-Navigationsgerät gekommen.
Wir haben den Karoo 2 von Hammerhead seit Ende 2021 auf vielen Tagestouren, aber auch schon auf einer längeren Bikepacking-Tour ausgiebig getestet. Doch anstatt Euch hier alle Funktionen im Detail vorzustellen, wollen wir zuerst unsere Anforderungen an den perfekten, state-of-the-art Fahrradcomputer nennen und anschließend unseren persönlichen Eindruck schildern, wie gut sich der Karoo 2 beim Bikepacking mit dem MTB und Gravelbike für uns bewährt hat.
Lest unseren Artikel und seht Euch unser Video weiter unten zum Karoo 2 an.
Transparenzhinweis:
Wir haben uns den Karoo 2 selbst gekauft, somit handelt es sich um unbezahlte Werbung ohne Auftrag. Sämtliche Beschreibungen stellen wie immer unsere persönliche Meinung dar.
Unsere Anforderungen
Das Bikepacking kennt inzwischen viele Spielarten, vom Ultraendurance-Racing mit dem MTB oder Gravelbike, bis zum Reisen, bei dem das Erleben von Land und Leuten im Vordergrund steht, ist alles vertreten. Dementsprechend stellt jede(r) Nutzer recht unterschiedliche Anforderungen an sein Gerät. Wir ordnen uns hier eindeutig der Kategorie Reisen zu und die folgende Aufzählung ist dementsprechend als unsere persönliche Wunschliste an das dafür perfekte Gerät zu verstehen.
Welche Anforderungen stellen wir persönlich an einen GPS-Fahrradcomputer?
- Navigation: Wir wollen mit dem Gerät zuverlässig navigieren können, auf Tages- aber v.a. auf längeren Bikepacking-Touren mit dem Gravelbike und MTB auf kleinen Wegen.
- Robustheit: Das Geräts muss unempfindlich sein gegen Wasser (kurzes Untertauchen), hohe Temperaturen, Frost, Erschütterungen sowie mechanische Beschädigungen. Wir fahren oft auf Straßen und Schotter, aber auch ein paar Trails sind dabei.
- Bedienbarkeit: Das Gerät muss deshalb auch im Regen, bei schlechtem Wetter und während der Fahrt gut bedienbar sein. Genau das ist ein großer Nachteil bei der Smartphone-Navigation.
- Menüführung: Wir wollen eine möglichst einfache, intuitive Bedienbarkeit des Geräts, auch für Neueinsteiger.
- Akku: Wir sind auf unseren Touren auch mal länger unterwegs als nur ein Tag. Dafür soll die Akkulaufzeit mit aktiviertem Display in der Kartenansicht für mindestens einen ganzen Tag ausreichen, besser noch länger. Idealerweise verwendet das Gerät auswechselbare Standard AA-Batterien, die sich notfalls in jedem Supermarkt kaufen lassen. Gut ist die Möglichkeit zum Nachladen des Akkus während der Nutzung am Lenker (per Powerbank oder USB-Ladegerät).
- Das Display soll eine gute Ablesbarkeit sowohl bei Sonne oder Regen sowie bei Dunkelheit besitzen.
- Mit einer Planungsapp wie z.B. Komoot geplante Routen sollen sich einfach auf das Gerät übertragen lassen. Idealerweise klappt das ohne WLAN oder Internetverbindung auch offline per Bluetooth über das Smartphone.
- Die klassischen Fahrradtacho-Funktionen wie Geschwindigkeit, Uhrzeit, Höhe, Temperatur sollen vorhanden sein.
- Gut ist ein großer interner Kartenspeicher, auf dem Platz für das Kartenmaterial von mehreren Ländern ist. Idealerweise lässt sich der Speicherplatz mit Mikro-SD-Karten bei Bedarf erweitern.
Für uns weniger wichtige Funktionen
- Trainingsfunktionen, wie z.B. Livetracking, Funktionen zur Leistungsmessung, Herzfrequenz, QOM/s, KOMs, Rundenzeiten, live Strava Segments, Trittfrequenz usw.
- Koppelung mit Smartphone, Garmin Varia Radar, elektronischer Schaltung
- Ein Touch-Display muss nicht sein, eine gute Tastenbedienung reicht uns bei einem Outdoorgerät.
Der Praxistest: Wie gut eignet sich der Karoo 2 fürs Bikepacking?
Kommen wir zur spannendsten Frage: Eignet sich der Karoo 2 aus unserer Erfahrung der letzten Monate fürs Bikepacking? Um es kurz zu machen: ein klares ja, wir sind positiv überrascht. Deshalb beschränkt sich die folgende Aufzählung nur auf die aus unserer Sicht hier wichtigsten Punkte.
Bedienung
Die gesamte Bedienung des Karoo 2 klappt schnell und erinnert stark an ein Smartphone. Dazu trägt der toll zu bedienende und gut ablesbare Touch-Screen maßgeblich bei. Auch die Menüs und Datenseiten sind logisch aufgebaut und gut bedienbar. Man kann sich je nach persönlichen Vorlieben bzw. Einsatz des Geräts zunächst eigene Profile und Datenseiten anlegen und weitgehend individuell konfigurieren. Wir haben uns ein Profil mit zwei Datenfeldern fürs Bikepacking angelegt. Mit einem seitlichen Wisch (Swipe) über das Display kann man sich während der Fahrt das jeweils gewünschte Datenfeld anzeigen lassen und hin und her wechseln. Alternativ verwendet man die seitlichen Tasten. Bei uns hat das eine Datenfeld die klassischen Tachofunktionen wie z.B. Geschwindigkeit, Höhe, Temperatur und das zweite zeigt eine Karte und unten das Höhenprofil. Es lassen sich viele externe Sensoren von Drittanbietern koppeln, wie z.B. ein Geschwindigkeitssensor von Garmin oder Wahoo. Außerdem haben wir den Displayhintergrund auf Schwarz gestellt, die Ziffern werden dann in Weiß dargestellt. So verbessert sich die Ablesbarkeit und man spart etwas Akku.
Zu erwähnen ist an der Stelle, dass das Gerät aktuell nur in englischer Sprache funktioniert, was uns aber nicht stört. Weitere Sprachen sollen in der Zukunft folgen. Der eingebaute Prozessor erscheint leistungsstark, so dass es sich mit dem Gerät flüssig arbeiten lässt. Bei Bedarf lässt sich der Touch-Bildschirm auch komplett sperren, was insbesondere im Regen die Bedienung erleichtert und einen großen Vorteil gegenüber der Navigation mit dem Smartphone darstellt. Die Helligkeit des Displays muss man manuell regeln und bei prallem Sonnenschein erreicht die Ablesbarkeit ihre Grenzen. Die vier zusätzlichen Tasten zur Bedienung an den Seiten sind gut positioniert und man hat die hinterlegten Funktionen schnell verinnerlicht.
Navigation während der Tour
Der Karoo 2 lief bislang sehr stabil, es gab auch keine Aussetzer bei der Navigation, wie wir sie mit der App Komoot auf dem Smartphone leider immer wieder erlebt haben. Überhaupt ist die Navigation während der Tour super einfach, man folgt der gelb dargestellten Route und sobald man von der geplanten Strecke nur ein paar Meter abweicht, startet automatisch ein Rerouting zurück auf die Tour. Diese Abschnitte werden dann in Rot dargestellt. Die Abbiegehinweise werden automatisch von unten am Display eingeblendet und mit einem Signalton unterlegt. Wir haben die akustische Funktion deaktiviert, da sie uns eher gestört hat. Die Standortbestimmung ist insgesamt präzise, zuverlässig und auch die Ablesbarkeit des Displays in der Kartendarstellung ist sehr gut. Es gibt hier noch viele weitere Funktionen, wie z.B. das manuelle Setzen von Wegpunkten während der Tour oder die Navigation zurück zum Start, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen.
Sinnvoll ist die sogenannte Climber-Funktion, mit der anstehende Steigungen auf der Karte in blau dargestellt werden. Erreicht man den Startpunkt des Anstieges, dann klappt von unten ein Höhenprofil mit den entsprechenden Daten auf. Wen das nicht interessiert, der kann dieses Datenfeld auch wegwischen. Die Climber-Funktion zeigt die kommenden Steigungen sehr detailliert an, wenn auch manchmal mit etwas falschen Steigungsprozenten. Trotzdem finden wir sie sehr hilfreich.
Robustheit
Der Karoo 2 ist stoßfest, staub- und wasserdicht nach IPX 67, d.h. gegen kurzzeitiges Untertauchen in Wasser. Die Einsetzbarkeit des Karoo 2 reicht laut Hammerhead in einem Temperaturbereich von -10°C bis +50°C. Für die beste Akkulaufzeit empfiehlt Hammerhead den Einsatz zwischen +13 und +33 °C. Wir hatten das Gerät bislang im Bereich von -6°C bis +38°C im Einsatz und es hat zuverlässig gearbeitet, nur das Nachladen kann dann Probleme bereiten. Wir hatten mehrere Ladeaussetzer, sowohl bei Kälte (unter +5°C) als auch bei sommerlicher Hitze über 30°C. Bei uns war die Temperaturanzeige etwas ungenau, das Gerät zeigte konstant etwa 3 °C zu wenig an, auch im Schatten. Leider ist die Temperaturanzeige nicht kalibrierbar.
Akku
Der Karoo 2 hat einen integrierten Akku, der sich leider nicht selbst tauschen lässt, aber zumindest ist während der Nutzung ein Laden möglich. Nachgeladen wird per USB-C-Ladebuchse in rund 3 h Ladezeit. Die Akkulaufzeit gibt Hammerhead zwischen 7-14 Stunden an. Wir haben in der etwas stromintensiveren Kartendarstellung, bei einer Displayhelligkeit von 42% und mit nur einem (per Ant+) gekoppelten Speed-Sensor von Garmin rund 8h Betriebszeit erreicht. Je nach Nutzung und Temperatur kann sich die Akkulaufzeit allerdings weiter verringern.
Routenplanung
Die Routenplanung funktioniert am besten am Desktop PC daheim, gelingt aber auch mit dem Smartphone. Dazu kann man das Hammerhead Dashboard (Webseite von Hammerhead) verwenden oder eine beliebige App eines Drittanbieters. Wir verwenden dafür Komoot. Hat man eine Route geplant, meldet man sich auf dem Hammerhead Dashboard in seinen Account an (die Anmeldung ist kostenlos und schnell erledigt) und muss lediglich bei den geplanten Routen den "Refresh"-Button drücken. Innerhalb von Sekunden erscheint dann die auf z.B. Komoot geplante Route in dem Hammerhead Dashboard.
Spannender ist die Frage, wie man die neu geplante Route auf den Karoo 2 überträgt. Das klappt unseres Wissens nur mit WLAN oder einer im Karoo 2 eingelegten SIM-Karte. Ohne WLAN und Internetverbindung bekommt man keine Routen auf den Karoo 2. Ist man ohne Internetverbindung und WLAN auf Tour, kann man geplante Routen nachträglich nicht mehr ändern. Die einzige Möglichkeit ist dann das manuelle Setzen von Wegpunkten auf der Karte. Das funktioniert zwar, allerdings ist diese Funktion eher umständlich. Deshalb gehen wir hier nicht näher darauf ein.
Der Karoo 2 hat einen großen, nicht erweiterbaren internen Speicher von 32 GB (davon sind 26 GB für das Kartenmaterial), das reicht für das Kartenmaterial von vielen Ländern aus. Auf dem Karoo 2 lassen sich zudem bis zu 50 Routen speichern.
Mitgeliefertes Zubehör
Im Lieferumfang des Karoo 2 sind eine hochwertige Lenkerhalterung für Lenker mit 31,8 mm Durchmesser, ein Garmin-Adapter, zwei kleine Gummistöpsel zum Verschließen des USB-C Anschlusses sowie ein hochwertiges USB-C Ladekabel enthalten.
Unsere Wünsche zur Verbesserung
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sehen wir in folgenden Bereichen Potential zur Verbesserung:
- Rerouting und Navigation zurück zum Startpunkt der Tour sind von unterwegs aus möglich, aber beim Rerouting ist die vorgeschlagene Wegführung manchmal etwas sinnlos. Am unsinnigsten erscheint uns diese Funktion, wenn man eine Rundtour geplant hat. Das Gerät will einen förmlich zurück zum Beginn der Route zwingen, Abkürzungen der Strecke muss man sich selbst suchen oder manuell einen Wegpunkt auf der Karte einfügen.
- Die geplante Streckenlänge einer Tour darf nicht zu lang sein (eine konkrete Kilometerangabe konnten wir nicht feststellen), bzw. die Strecke darf nicht zu viele Wegpunkte beinhalten, sonst funktioniert das Höhenprofil und das Rerouting nicht mehr.
- Eine längere Akkulaufzeit und austauschbare Akkus (Typ AA) anstelle des integrierten Akkus.
- Besserer Schutz für den USB-C-Ladeanschluss vor Schmutz und Wasser: mit nasser USB-C Buchse kann man den Karoo 2 nicht nachladen ohne einen Kurzschluss zu riskieren und der mitgelieferte Gummistöpsel zum Verschließen hält schlecht und geht leicht verloren.
- Das Display ist uns selbst bei 0% Helligkeit bei Nacht manchmal zu hell. Ein Nachtmodus mit Rotlicht oder zumindest etwas mehr Dimmbarkeit der Anzeige wäre gut, um die Adaption der Augen an die Dunkelheit nicht zu stören.
- Etwas mehr Individualisierungsmöglichkeiten der „Profile“ wären schön. Aktuell lässt sich z.B. nicht allein die Karte mit der Route darstellen. Es ist nur eine Kombination aus der Karte mit anderen Datenfeldern wie dem Höhenprofil möglich.
- Die Updates erfolgen derzeit alle 14 Tage. Auch wenn diese bislang immer in ein paar Minuten installiert waren, dürfte der zeitliche Abstand etwas größer sein.
- Unser wichtigster Punkt zur Verbesserung: Man braucht immer eine Internetverbindung und WLAN, um eine auf dem Smartphone oder dem PC geplante Tour auf das Gerät bringen zu können. Alternativ ist eine extra SIM-Karte für das Karoo 2 fällig. Schön wäre eine Datenübertragung mittels USB-C-Kabel oder Bluetooth?
- Zusätzlich wäre wie bei einem Smartphone eine optionale Passwortsperre und eine Ortungsfunktion als Diebstahlschutz schön.
Fazit
Der Karoo 2 von Hammerhead ist für uns ein tolles Gerät fürs Bikepacking. Er bietet viele Funktionen und lässt sich auch für Neulinge in der GPS-Navigation einfach bedienen. Inzwischen hat SRAM die Firma Hammerhead aufgekauft, man darf also gespannt sein, welche Innovationen in Zukunft folgen werden.
Update September 2022:
Seit der Veröffentlichung dieses Artikels gab es mehrere Software-Updates zur Verbesserung des Karoo 2 und auch die Hardware wurde optimiert. So wird das Gerät seit September ab Werk mit einer verbesserten USB-C-Buchse ausgeliefert, die sich jede(r) als Ersatzteil selbst nachrüsten kann!
Sämtliche Angaben zum Karoo 2 gibts auf der Webseite von Hammerhead*).
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