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Im Test - Specialized Roubaix Comp SRAM Rival eTap AXS

Modell von 2022
Specialized Roubaix Comp SRAM Rival eTap AXS

Das Roubaix in der Ausstattung Comp konnten wir bereits vor zwei Jahren auf den zum Teil sehr holprigen und schlechten Straßen Gran Canarias testen und hatten hier bereits ausführlich unsere Eindrücke geschildert. Wir waren damals von der Endurance-Rahmengeometrie und dem Komfort des Rades sehr angetan. Als sich uns zum Jahreswechsel 2021/22 die Chance bot das aktuelle Roubaix des Jahrgangs 2022 bei angenehmen Temperaturen auf Gran Canaria für ein paar Tage erneut zu testen, mussten wir beide nicht lange überlegen.

Transparenzhinweis

Diese Beschreibung spiegelt nur unsere persönlichen Eindrücke wieder. Trotz Markennennungen erhalten wir keine Bezahlung für diesen Artikel. Die Räder haben wir für den Test auf eigene Kosten gemietet.

Video

Rahmen und Ausstattung des Rades

Was hat sich an Rahmen und Ausstattung des Roubaix Comp von 2022 im Vergleich zum Modell von 2020 geändert? Um es gleich vorweg zu sagen: der schöne Carbon-Rahmen ist seit dem Jahr 2020 unverändert geblieben, nur die Lackierung ist neu. Anders sieht das bei der Ausstattung aus, sie hat im Jahr 2022 vor allem in drei Bereichen ein Update erhalten:

  • An der Front ist das Future Shock 2.0 System verbaut, das jetzt eine hydraulische Dämpfung des 20 mm Federwegs bietet, anstelle der Stahlfeder wie beim Future Shock 1.5. 
  • Die Schaltung ist die neue SRAM Rival eTap AXS, eine elektronische und komplett funkgesteuerte 2x12-fach Schaltung.
  • Mit der neuen 12-fach Schaltung von SRAM hat sich auch die Übersetzung des Rades geändert, sie ist jetzt feiner abgestuft und noch bergtauglicher geworden, als mit der früher montierten Shimano Ultegra. Die Kettenblätter der Rival-Kurbel haben eine Abstufung von 46/33 Zähnen und die 12-fach Kassette hat 10-36 Zähne.

Alle Details zur aktuellen Ausstattung findet Ihr auf der Webseite von Specialized.  www.specialized.com

*Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte von externen Webseiten*

Der Fahreindruck

Specialized Roubaix
unterwegs in den Bergen auf schlechtem Asphalt

Wie fährt sich das aktuelle Roubaix Comp von 2022, verglichen mit der Version von 2020?

Der Komfort an der Front ist beim Modell von 2022 durch das Future Shock 2.0 noch einen Tick besser geworden als zuvor. Mit einem Einstellrad über dem Steuersatz lässt sich die Federungshärte jetzt von völlig offen bis nahezu blockiert in kleinen Rasterschritten einstellen und an die individuellen Präferenzen anpassen, was schön ist. Das erinnert fast schon an eine moderne Federgabel an einem MTB, auch wenn der Federweg hier nur 20 mm beträgt. Doch für ein Rennrad ist das enorm viel. Je schlechter der Untergrund wird und je länger die Tour dauert, desto mehr lernt man den extra Komfort zu schätzen, da gerade die schnellen, kleinen Vibrationen erheblich abgemildert werden. Am Heck ist der Komfort durch die S-Works Pavé-Sattelstütze sehr gut. Das  Rad fühlt sich damit vorne und hinten sehr gut und v.a. gleichmäßig abgestimmt an.

 

Die neue elektronische und funkgesteuerte Schaltung von SRAM hat uns erneut begeistert. Bereits bei der Vorstellung des Trek Domane SL 6 eTap waren wir voll des Lobes gewesen. Die Schaltlogik gefällt uns beiden jedenfalls noch besser als bei der elektronischen Shimano Ultegra DI2, auch wenn das natürlich Geschmacksache ist. Die Ergonomie der Bremsschalthebel ist sehr angenehm, sie liegen auch nach einer langen Tagestour gut in den Händen und die Griffweite liess sich perfekt an Judiths Hände anpassen. Von der Präzision der Gangwechsel sind beide Schaltungen von SRAM und Shimano auf Augenhöhe. Gerade wenn man länger unterwegs ist und oft schaltet, dann merkt man einen weiteren Vorteil der elektronischen Schaltung: die Bedienkräfte sind minimal, ein Tastendruck genügt und schon ist der neue Gang drin. So ermüden die Hände nicht so schnell und ein unsauberes Schalten ist praktisch ausgeschlossen. Zudem entfallen durch die Funktechnologie die klassischen Schaltzüge, so dass das Cockpit sehr aufgeräumt aussieht, weil nur noch die zwei Bremsleitungen verlegt werden müssen.

Sehr gelungen ist für uns auch die Abstufung der Rival-Kettenblätter mit 46/33 Zähnen sowie der 12-fach Kassette mit kleinen Sprüngen bei den schnellen Gängen und etwas größeren Abständen bei den größten Ritzeln. Man kann gefühlt sehr flüssig treten und seine gewohnte Trittfrequenz bei wechselnden Geschwindigkeiten beibehalten, egal ob man beschleunigt oder ob es bergauf geht. Womit wir bei einem weiteren Vorteil der Rival-Gruppe ankommen. Endlich bietet SRAM mit dieser Schaltung standardmäßig eine echte Untersetzung bei den Berggängen an. Mit 33 Zähnen vorne und 36 hinten ergibt sich eine Differenz von 3 Zähnen. Was vielleicht nach wenig klingt, das spürt man am Berg recht deutlich, gerade wenn der mal länger oder sehr steil ist. Schade dass Shimano auch bei seiner aktuellen Ultegra DI2 diese Option nicht anbietet. Zum Thema leichter bergauf fahren haben wir hier einen ausführlichen Artikel geschrieben. 

Was ist uns am neuen/alten Roubaix Comp noch aufgefallen?

Das Fahrverhalten empfinden wir nach wie vor als wunderbar ausgewogen und passend für ein Endurance-Rennrad. Das Rad fährt sich agil, es lässt sich gut beschleunigen, abbremsen, wendig und präzise durch die Kurven steuern. Trotzdem ist das Fahrverhalten nicht nervös, das Roubaix fühlt sich auch bei einer flotteren Gangart oder einer kurvigen Abfahrt sehr sicher an.

Hat das Roubaix Comp aus unserer Sicht Verbesserungspotentiale?

Als mögliches Upgrade des ohnehin schon deutlich besser ausgestatteten Roubaix Comp des Jahres 2022 kommen für uns v.a. die Laufräder infrage. Auch wenn die DT Swiss R470 Felgen mit Standardnaben von Specialized ganz gut sind, so stünden dem Rad schicke Carbonlaufräder deutlich besser zu Gesicht.

Clemens fuhr das Roubaix Expert des Jahrgangs 2020 mit der "alten" 11-fach Shimano Ultegra DI2 Schaltung und Roval C38 Carbonlaufrädern mit den hochwertigen 350 Naben von DT Swiss, so dass wir einen direkten Vergleich zwischen den ansonsten fast identisch ausgestatteten Bikes hatten. Mit den Carbonlaufrädern fährt sich das Roubaix noch spritziger, es lässt sich besser beschleunigen und sparte laut unserer Waage obendrein rund 200 g Gewicht ein. Zum Vergleich: Das Roubaix Expert wog in Rahmenhöhe 58 cm inclusive Shimano MTB-SPD-Pedalen und zwei Flaschenhaltern 8,8 kg. Judith`s Roubaix Comp in Rahmenhöhe 56 cm wog inclusive der gleichen SPD-Pedale und Flaschenhalter aber 9,0 kg. 

Selbst die befürchtete Seitenwindanfälligkeit durch die höheren (38 mm) Carbonfelgen war - verglichen mit den schlankeren Alufelgen - sehr gering. Wir konnten im Vergleich der Seitenwindanfälligkeit der beiden Laufradsätze jedenfalls keinen Unterschied bemerken.

 

Das Future Shock 2.0 System ist eine echte Verbesserung, doch es lässt sich - anders als bei einer guten Federgabel am MTB - nicht auf das Fahrergewicht abstimmen. Nur die Federhärte des Future Shock 2.0 ist mit einem Drehrad über dem Steuersatz einstellbar. Vielleicht arbeitet Specialized bereits an dieser Option?

Rahmen und Gabel bieten eine Reifenfreiheit bis 33 mm, was für ein Rennrad immer noch ein guter Wert ist. Trotzdem wären uns ein paar Millimeter mehr noch lieber, ähnlich wie beim Trek Domane, das sogar 38 mm breiten Reifen Platz bietet.

Fazit

Das Specialized Roubaix Comp hat uns erneut begeistert. Es ist nach wie vor ein klasse Endurance-Rennrad mit einer stimmigen Geometrie, einem sehr hohen Komfort, einer schönen Optik und einer noch besseren Ausstattung als vor zwei Jahren. Doch das spiegelt sich auch im stolzen Preis wieder. Im Frühjahr 2022 kostet es in Deutschland 5600 €.