Schon wieder ein Gepäckträger fürs Bikepacking? Tailfin bietet nicht einfach nur einen weiteren Gepäckträger an, sondern ein äußerst durchdachtes und mittlerweile auch bei mehreren Bikepacking Ultra-Endurance-Events, wie z.B. dem Transcontinental Race, bewährtes high-end Produkt. Doch das System ist weit mehr als nur ein Gepäckträger. Welche Idee hinter Tailfin steckt und warum wir bereits seit einer ganzen Weile heiß auf diesen Test waren, das lest Ihr in diesem ausführlichen Artikel!
Transparenzhinweis:
Diese Beschreibung spiegelt wie immer nur unsere persönlichen Eindrücke wieder. Trotz Markennennungen und Verlinkung zu einer externen Webseite erhalten wir keine Bezahlung für diesen Artikel. Die gezeigten Produkte haben wir für den Test selbst gekauft. Somit handelt es sich um unbezahlte Werbung. Für die Inhalte von externen Webseiten übernehmen wir keine Haftung.
Wie alles begann - die Idee hinter Tailfin
Wer noch nie von der Marke Tailfin aus UK gehört hat, muss sich nicht wundern. Die Firma existiert erst seit ein paar Jahren und entwickelte während der Startup-Phase zunächst einen minimalistischen, leichten Gepäckträger aus Carbon für Rennräder, an dem man seitlich zwei Radtaschen, ebenfalls von Tailfin entwickelt, befestigen konnte. Der Gepäckträger richtete sich vorrangig an Rennradfahrer, die an ihren hochwertigen Rahmen zwei schlanke, wasserdichte Packtaschen anbringen wollten, um damit z.B. schnell zur Arbeit zu pendeln. Die Taschen sind groß genug für einen normalen 17 Zoll-Laptop. Für eine gute Aerodynamik sollten die Taschen möglichst schmal sein und eng am Gepäckträger anliegen. Entsprechend baute auch der Gepäckträger schmal und erlaubte eine maximale Reifenbreite von 40mm. Weil moderne, hochwertige Rennräder i.d.R. keine Ösen für einen Gepäckträger haben, entwickelte man ein eigenes Befestigungssystem. Der Gepäckträger wird an drei Punkten mit dem Fahrrad verbunden. Er wird an einem eigenen, überlangen Schnellspanner links und rechts befestigt und oben an der Sattelstütze. Das System funktionierte tadellos, doch war der Einsatzbereich sehr eingeschränkt.
Dementsprechend gefiel uns die Grundidee zwar von Anfang an sehr gut, doch half sie uns damals bei der Suche nach einem Gepäckträger fürs MTB mit deutlich breiteren Reifen und Steckachse nicht weiter. So entwickelten wir unsere eigene Lösung (hier gehts zum Artikel). Diese funktioniert bis heute tadellos, hat aber den Nachteil, dass man selbst basteln muss und der Hinterradausbau (z.B. bei einer Panne) damit etwas umständlicher ist.
Die neuen Produkte von Tailfin
Ende des letzten Jahres kamen wir wieder auf Tailfin zurück. Nach dem Erfolg ihres ersten Gepäckträgers kam Ende 2019 eine neue, entscheidend weiterentwickelte Version auf den Markt. Jetzt sollte der Gepäckträger auch mit breiten MTB-Reifen und modernen Steckachsen funktionieren. Doch damit nicht genug. Zusätzlich zu dem Gepäckträger entwickelten sie eine spezielle Satteltasche fürs Bikepacking, das AeroPack, das sowohl mit dem Rennrad als auch dem MTB funktioniert. Damit wurde es auch für uns interessant! Wir erkundigten uns genauer nach den verfügbaren Modellen von Taschen und Gepäckträgervarianten und kontaktierten Tailfin mit einigen Fragen.
Die Webseite von Tailfin ist schön gemacht, doch waren wir am Anfang etwas überfordert mit den verfügbaren Optionen. Deshalb gibts zuerst einen Überblick über die verfügbaren Optionen an Taschen und Gepäckträgern und danach folgt die Vorstellung unserer Variante.
Grundsätzlich gibt es zwei Varianten:
- Eine stabilisierte Satteltasche (AeroPack X bzw. AeroPack S), die aus einer Satteltasche und einem Stabilisierungsbogen (Arch) besteht.
- Einen Gepäckträger (Rack), an dem man seitlich zwei Seitentaschen (Pannier Bag) von Tailfin anbringen kann und zusätzlich oben noch das AeroPack Trunk Top Bag.
Man kann beide Varianten sowohl beim MTB als auch beim Rennrad oder Gravelbike verwenden. Die stabilisierte Satteltasche mit dem Bogen (Variante 1) gibt es in zwei Ausführungen:
▻ AeroPack S mit einem Bogen nur zur Abstützung oder
▻ AeroPack X mit speziellen Adaptern seitlich am Bogen, an denen sich die Seitentaschen (Pannier Bags) von Tailfin befestigen lassen. Das AeroPack X ist die Variante, die wir im Folgenden vorstellen werden.
Bei der oben erwähnten Variante 2 (Gepäckträger) gibt es die X Series Pannier Racks, bei denen sich oben die Aeropack Trunk Top Bag sowie seitlich die zwei Seitentaschen (Pannier Bag) von Tailfin befestigen lassen.
Der Stabilisierungsbogen (Arch) ist von der Form her immer der gleiche, sowohl für die Variante 1 als auch für die Variante 2.
Es gibt zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten von Taschen und Stabilisierungsbogen. Außerdem steht als Material Aluminium oder Carbon zur Wahl - oder sogar eine Kombination von beidem. Wer alle Varianten sehen will, der schaut am besten auf die Webseite von Tailfin.
Anmerkung: Die Webseite von Tailfin wird laufend aktualisiert, wir beziehen uns auf den Stand März 2020.
Im Test - das AeroPack X
Wir haben uns für die minimalistischere Variante der Satteltasche entschieden, wollten aber die Möglichkeit haben, bei Bedarf noch zusätzlich zwei Seitentaschen transportieren zu können. Außerdem war uns die Robustheit im Offroadeinsatz mit dem MTB wichtig, so dass wir das AeroPack X in Alu bestellt haben. Das X im Namen bedeutet, dass der Bogen seitlich einen Adapter hat, an dem man zusätzliche Gepäcktaschen von Tailfin oder Drittanbietern befestigen kann, dazu später mehr. Wir haben bei Tailfin nachgefragt und erfahren, dass von der Stabilität her beide Materialien - egal ob Carbon oder Alu - gleich sind. Für welches Material man sich also entscheidet, ist primär eine Frage der Optik und des Gewichts. Unser Modell wiegt montagefertig inclusive aller Riemen und dem Extended AeroPack SeatPost Connector ca. 1 kg (ohne die Steckachse). Rund 150 g spart man bei der Carbon-Variante.
Anders als die meisten Satteltaschen von Mitbewerbern hat die Tasche von Tailfin mit 20L ein üppiges Volumen. Ist die Tasche nur teilweise gefüllt, lässt sie sich dank der Riemen gut komprimieren. So fliegt auch im Geländeeinsatz nichts im Tascheninneren umher. Beladen wird die Tasche durch den Rollverschluss von oben, was sehr viel einfacher klappt als bei einer klassischen Satteltasche von hinten. Wer während der Fahrt schnell ins Tascheninnere gelangen möchte ohne den Rollverschluss zu öffnen, der greift auf der linken Seite zu einem abgedeckten Reißverschluss. Gerade bei schlechtem Wetter ist das praktisch. Auf der rechten Taschenseite gibt es einen wasserfesten Reißverschluss zu einem kleinen Außenfach. Hier passen Kleinteile wie z.B. eine Kreditkarte oder ein Energieriegel hinein. Obwohl beide Reißverschlüsse recht filigran wirken, dürften sie dennoch dauerhaft funktionieren, weil sie unter keinen besonderen Belastung, wie z.B. Zug, stehen. Da alle Teile modular sind, lassen sie sich zur Not auch einzeln ersetzen. Aus Sicht der Nachhaltigkeit ist das sehr sinnvoll.
Als Zuladung erlaubt Tailfin im Offroad-Einsatz bis 6 kg, im Straßeneinsatz sogar 9 kg. Das ist wirklich enorm viel, zumindest verglichen mit einer normalen großen Satteltasche fürs Bikepacking. Letztere sollten unserer Erfahrung möglichst leicht beladen sein, 2-3 kg funktionieren i.d.R. gut. Wird es schwerer, dann können sich vor allem im Offroad-Einsatz die Riemen lockern und die Satteltasche schwingt unangenehm zur Seite hin und her.
Bestandteile des AeroPack X
Das AeroPack X besteht aus einer wasserdicht verschweißten Tasche mit einem Rollverschluss oben, 4 Packriemen mit soliden Kunststoff-Steckverschlüssen, dem Seatpost Connector (Befestigung an der Sattelstütze) und dem Stabilisierungsbogen aus Alu samt den Adaptern, um ihn an den Enden der Austauschsteckachse zu befestigen. Die Tasche selbst hat innenliegend am Taschenboden umlaufend ein geschweißtes Alurohr zur Stabilisierung, an dem der Alu-Bogen angeschraubt wird. Damit bei der Fahrt nichts klappert, sind alle Teile sehr hochwertig und passgenau gefertigt. Das Alurohr in der Tasche hat eine abnehmbare Gummiabdeckung. Sie soll verhindern, dass metallische Gegenstände im Gepäck bei der Fahrt direkt auf das Alurohr schlagen.
Montage am Rad
Vor der Montage am Fahrrad muss man die Einzelteile noch selbst zusammenschrauben. Dank der bebilderten Montageanleitung (gibts auf der Webseite von Tailfin bzw. wird diese per E-Mail mit der Bestellung automatisch zugeschickt) klappte das problemlos. Man braucht nur etwas Muße.
Als nächstes tauscht man die Original-Steckachse seines Rades mit der neuen von Tailfin aus. Für die Steckachse von Tailfin gibts verschieden dicke Distanzstücke, die aufgesteckt werden, damit der Bogen anschließend schön mittig über dem Hinterrad sitzt. Außerdem lässt sich die Steckachse so auf verschiedene Achslängen anpassen. Wer hingegen die Austausch-Schnellspannachse von Tailfin verwendet, benötigt keine Distanzstücke.
Die eigentliche Montage des AeroPack X ist jetzt kinderleicht. Zuerst befestigt man ihn mit den Adaptern an der Steckachse und dann oben an der Sattelstütze. Den metallverstärkten Riemen für die Sattelstütze braucht man dabei nicht stark anzuziehen, er muss nur die Lage des AeroPack X sichern. Wenn die Steckachse montiert ist, klappt die eigentliche Montage und Demontage des AeroPack X in ca. 20 Sekunden. Wow! Wer das AeroPack X z.B. beim Einkaufen am Rad belassen möchte, aber Angst vor einem Diebstahl hat, kann die Adapter an der Steckachse durch zwei kleine mitgelieferte Schrauben sichern, die den Mechanismus zum schnellen Öffnen blockieren.
Optionales Zubehör
Wer will, der kann noch einiges an Zubehör erwerben. Wir haben folgende Teile bestellt:
- eine zusätzliche Schnellspannachse (zur Montage am Rennrad)
- den Extended AeroPack SeatPost Connector (er vergrößert den Abstand zwischen Sattelstütze und Tasche um mehrere Zentimeter)
- das Frame Mount Adapter Set, also Schrauben zur Direktmontage des Bogens an einen Rahmen mit Ösen
- Third-Party Pannier Adaptors zur Montage von seitlichen Satteltaschen von Drittanbietern (so können wir unsere Ortlieb-Gravelpacks verwenden)
In Zukunft gibt es eine Lichthalterung (Trunk Bag Light Mount), die auf der Unterseite der Tasche angeschraubt werden kann. Dadurch lässt sich ein Rücklicht wie an einer Sattelstütze mittig befestigen. Außerdem sind weitere Halterungen speziell fürs Bikepacking in Arbeit, z.B. ein Flaschenhalter, den man am Adapter des Bogens befestigen kann. Wir sind gespannt!
Bestellung
Die Bestellung erfolgt direkt über die Webseite von Tailfin. Die Teile werden gut verpackt in einem Karton angeliefert und erfreulicherweise ohne überflüssigen Plastikmüll. Extra Versandkosten gibt es nach Deutschland zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels keine.
Erster Test und vorläufiges Fazit
Die Verarbeitungsqualität von Tailfin hat uns bislang echt überzeugt. Alle Teile wirken sehr hochwertig und präzise verarbeitet. Hier wackelt nichts und an den Verbindungsstellen gibt es kein Spiel. Während der ersten kurzen Testfahrten klapperte nichts und das AeroPack X hielt bombensicher am Rad. Sollten einmal Teile beschädigt werden, so kann man sie bei Tailfin einzeln nachbestellen. Wir sind jedenfalls schon sehr gespannt auf die ersten längeren Touren. Sollte dabei ein unerwarteter Verschleiß auftauchen, werden wir diesen Artikel entsprechend aktualisieren. Ein Test mit unseren zusätzlich montierten Seitentaschen (Ortlieb Gravel Packs) steht noch aus.
Bleibt als letzter Punkt der Preis. Angesichts der durchdachten Konstruktion und der hohen Qualität aller Einzelteile relativieren sich aus unserer Sicht die hohen Preise, denn es handelt sich hier um ein echtes high-end Produkt, das in jahrelanger Arbeit optimiert wurde. Der UVP-Preis für das hier vorgestellte AeroPack X betrug im Frühjahr 2020 stolze 310 €, der zusätzlich montierte Extended AeroPack SeatPost Connector kostet 20 € extra.
Herstellernachweis und weitere Infos zu allen verfügbaren Produkten samt den Preisen: https://www.tailfin.cc
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