Im zweiten Teil der Serie stellen wir Euch unsere Bikepacking-Packliste für die Berge vor und erklären, in welchen Taschen wir welche Ausrüstung am Rad verstauen. Das finden wir sehr wichtig, denn wir haben anfangs Aussagen gelesen wie: "im Grunde gibt es keine falsche Art sein Gepäck auf dem Rad zu transportieren, alles ist möglich". Geholfen hat uns das für die eigene erste Bikepackingtour natürlich wenig.
Transparenzhinweis
Trotz einiger Markennennungen und Verlinkungen zu Herstellern in diesem Artikel handelt es sich um unbezahlte Werbung. Wir geben wie immer nur unsere persönlichen Eindrücke wieder und erhalten keine Bezahlung.
Packliste fürs Bikepacking
Wir beschreiben Euch im folgenden die Packliste unserer 3-wöchigen Bikepacking-Tour vom Mittelmeer durch die Alpen nach München. Zum Video der Tour geht es weiter unten. Aufgrund der Länge der Tour und den Unwägbarkeiten des Bergwetters wurde unsere Liste recht umfangreich. Neben den einzelnen Ausrüstungsgegenständen zeigen wir Euch auch, wie und wo wir alles am Rad verstaut hatten. Damit keiner den Überblick verliert, beschreiben wir Euch die einzelnen Taschen samt Inhalt.
Die MTBs selbst und unsere Anpassungen, um sie bikepackingtauglich zu machen, stellen wir im letzten Teil der Serie ausführlich vor. Viel Spaß beim Lesen!
Schwerpunkt und Gewichtsverteilung
Bevor wir die einzelnen Taschen beschreiben, soll ein grundsätzlicher Punkt betrachtet werden, der Schwerpunkt. Egal welche Taschen man verwendet, man sollte beim Bikepacking immer versuchen, das Gepäck möglichst zentral am Rad anzubringen. Idealerweise liegt dann der Schwerpunkt des beladenen Rades innerhalb des Rahmendreiecks, weil sich so das Handling gerade auf Offroad-Passagen verbessert. Grundsätzlich ist es also sinnvoll, die schwersten Ausrüstungsgegenstände innerhalb des Rahmendreiecks und dort weit unten zu verstauen und leichtere Gegenstände wie z.B. Kleidung oder Schlafsack vorne bzw. hinten am Rad. Leichtere, sperrigere Gegenstände kann man hingegen am Lenker oder am Sattel befestigen, weil sie das Fahrverhalten weniger beeinflussen.
So ergibt sich automatisch eine günstige Gewichtsverteilung. Erst jetzt beginnt die Auswahl der eigentlichen Taschen.
Clemens Rad
Handlebar-Roll (Lenkerrolle)
- Specialized Stabilizer Harness (mit eigenen Modifikationen, damit sie besser hält. Mehr dazu hier)
- ... und darin ein wasserdichter Packsack: Saltyroll von Revelate Designs
- Inhalt: Zelt von Hilleberg, Anjan 3 mit Zeltunterlage
Lenkertasche
Die wasserdichte Lenkertasche Egress-Pocket von Revelate Designs wird mit Riemen an der Lenkerrolle befestigt. Mit einem extra Trageriemen (wird mitgeliefert) lässt sie sich beim Stadtbummel auch als Umhängetasche verwenden.
Inhalt:
- Geldbeutel
- Kamera
- Straßenkarte(n)
- GoPro
Framebag (Halbrahmentasche)
Specialized Framepack 8 (8 Liter) und 5 (5 Liter)
Wenn die Tasche schwer beladen ist, kommen die oberen 3 Klettriemen an ihre Grenze und die Tasche verformt sich. Daher haben wir durch die Ösen der Tasche oben einen zusätzlichen Packriemen gefädelt und um das Oberrohr des Fahrradrahmens gewickelt. Jetzt hält sie bombensicher.
Inhalt:
- Werkzeug fürs Radl (ausführlich siehe hier)
- Luftpumpe SKS
- Fahrradschloss
- schwere Lebensmittel wie Müsli, Pemmikan, Müsli-/Energieriegel
Gravelpacks
Die Gravelpacks von Ortlieb sind zwei leichte, kleine und wasserfeste Radtaschen fürs Bikepacking. Im Gegensatz zu klassischen Radtaschen ist das Material dünner und auf der Rückseite gibt's zwei Haken zur Befestigung am Gepäckträger. Im Gelände rappeln die Taschen hörbar, halten aber extrem sicher. Um das Geklapper zu reduzieren, liefert Ortlieb passende Reduzierhülsen für den Gepäckträger mit. Angeblich zerkratzen diese Hülsen den Lack vom Gepäckträger nicht mehr. Bei uns hat das nicht funktioniert, aber wir betrachten den Gepäckträger auch als Gebrauchsgegenstand.
Wie man auf einem Rad ohne Ösen und mit Steckachse trotzdem einen Gepäckträger befestigen kann zeigen wir in diesem Video.
Inhalt:
- Kleidung
- Campingkocher, Topf, Gaskartusche
- Kulturbeutel
- Lebensmittel
Seesack (auf dem Gepäckträger)
Wasserdichter 13L-Packsack von Ortlieb. Solange er gegen spitze Gegenstände geschützt ist, ist er extrem robust und wasserdicht. Am liebsten hätten wir ganz darauf verzichtet, doch wir benötigten den Platz vor allem für den extra Wassersack.
Inhalt:
- Sandalen von Teva mit stabiler Sohle. Sie eignen sich gut zum Laufen an bikefreien Tagen, mit großen Plattformpedalen auch zum Radeln.
- Stauraum für extra Lebensmittel
- 4 l-Wassersack (MSR Dromedary Bag)
2 Packsäcke an der Gabel
Zwei Wasserdichte 12L-Leichtgewichts-Packsäcke von Ortlieb werden mit Riemen am Salsa Anything Cage HD befestigt (näheres hierzu folgt in Teil 3 bei der Beschreibung unserer MTBs). Alternativ kann man die Packsäcke Anything Bag von Salsa mit 4L Volumen verwenden (siehe linkes Foto).
Beide Varianten haben wir getestet. Die kleineren Packsäcke von Salsa sind extrem robust, waren für unsere Tour in den Alpen leider etwas zu klein für die Isomatte und den Schlafsack.
Inhalt:
- Schlafsack von Mountain Equipment
- Seideninlay von Cocoon
- Isomatte Therm a Rest Trail Pro. Wir sind vom Schlafkomfort begeistert und können sie klar empfehlen. Vom Packmaß ist sie allerdings deutlich größer als das Modell Prolight. Letztere passt dafür perfekt in den hier abgebildeten Packsack.
Stem Bag (Vorbautaschen)
Zwei schöne - Candy Bag genannte - Vorbautaschen der Firma Gramm Tourpacking aus Berlin. Diese Taschen begeistern uns wirklich, da sie sich auch während der Fahrt relativ leicht öffnen und schließen lassen. Die Verarbeitung ist hochwertig und sie werden auf Bestellung individuell für jeden Kunden gefertigt. Man hat daher die Auswahl aus verschiedenen Stoffen und Farben. Mehr Individualität geht kaum. Selbst nach zwei Jahren im Einsatz sind sie in einem sehr guten Zustand.
Die Meschtaschen mit Gummizug auf der Außenseite sind sehr praktisch, um z.B. von Müsliriegeln die Verpackung zu verstauen, oder um Taschentücher einzustecken.
Inhalt:
Lebensmittel wie Obst oder Energieriegel für schnellen Zugriff während der Fahrt.
Wasser
Im Regelfall hatte jeder zwei kleine 0,6L Trinkflaschen *) im Rahmen und bei Bedarf die 1,5L - Wasserflasche gefüllt. Den Wassersack von MSR finden wir sehr praktisch, da es ihn in verschiedenen Größen gibt und er zusammengerollt wenig Platz einnimmt. Wenn mal mehr Wasser nötig war, konnten wir ihn schnell füllen. Auch der Geschmack ist für unser Empfinden o.k., etwas nach Kunststoff schmeckts aber doch. Verglichen mit den normalen Radtrinkflaschen ist der Wassersack deutlich geschmacksneutraler und viel robuster.
Zusätzlich hatten wir noch einen Wasserfilter dabei, falls das Quellwasser von zweifelhafter Qualität sein sollte: MSR TrailShot. Der Filter lässt sich einfach bedienen und wurde schon in vielen Testberichten gelobt. Bislang kam er bei uns noch nicht zum Einsatz.
*) Mittlerweile haben wir den Flaschenhalter fürs Bikepacking optimiert, so dass zumindest bei Clemens`Rahmen zwei 0,75 l Trinkflaschen ins Rahmendreieck passen.
Judiths Rad
Da Judiths Rad ist ähnlich bepackt wie das von Clemens, zeigen wir nur die Unterschiede.
Toptubebag
Die Oberrohrtasche (Toptubebag) von Revelate Designs (Modell Magtank) ist eine sehr nützliche Tasche für Kleinteile wie z.B. Geldbeutel, Handy oder ein paar Energieriegel.
Laut Hersteller ist sie komplett wasserdicht. Im Prinzip ist das richtig, doch bei Regenschauern während der Fahrt drangen bei uns doch ein paar Tropfen von oben ein. Ansonsten ist die Tasche genial einfach zu bedienen, der Deckel wird mit einem Magnetverschluss gesichert und lässt sich bequem mit nur einer Hand öffnen und schließen. Durch die zwei Klettverschlüsse hält die Tasche selbst im Geländeeinsatz sicher auf dem Oberrohr des Rades.
Volumen: ca. 1 Liter.
Lenkertasche
Die Lenkertasche Modell Ultimate6 ist von Ortlieb und hat ein Volumen von 6L. Befestigt wird sie mit einer Kunststoffkupplung, die vor dem Vorbau am Lenker des Rades montiert wird. Man darf bis 5 kg zuladen.
Zugegeben, wir waren am Anfang nicht sicher, ob die Tasche diese heftige Rüttelei im Gelände auf Dauer aushalten würde. Ergebnis: sie hält bombensicher! Allerdings sollte man seine Sachen gut polstern, damit nicht alles durcheinandergeschüttelt wird. Wir sind jedenfalls begeistert von der einfachen Bedienbarkeit und Robustheit. Sie ist, typisch Ortlieb, wasserdicht und der Deckel wird mit einem starken Magnetverschluss zuverlässig gesichert. Durch die Kunststoffkupplung lässt sich die Tasche bei Bedarf mit einem Handgriff in Sekundenschnelle demontieren und mit dem mitgelieferten Trageriemen als Umhängetasche verwenden. Innen gibts noch ein kleines Extrafach mit Reißverschluss (siehe Foto).
Über die Optik lässt sich diskutieren, über die Funktionalität können wir nach mittlerweile vielen Touren nur Positives berichten - für uns eine klare Empfehlung.
Stembags von Revelate Designs
Judith verwendet das Modell Mountain Feedbag von Revelate Designs. Es hat einen Verschließmechanismus mit zwei Schlaufen, der sich mit nur einer Hand problemlos während der Fahrt bedienen lässt - perfekt! Befestigt werden die Taschen mit je einem Klettriemen an Vorbau und Lenker sowie einem Riemen um die Gabelkrone. Das Volumen beträgt ca. 1 Liter, eine 0,75L-Trinkflasche passt locker hinein, eine 1L Camelbak-Trinkflasche gerade noch.
Die Meschtaschen mit Gummizug auf der Außenseite sind sehr praktisch, um z.B. von Müsliriegeln die Verpackung zu verstauen.
Selbst nach mittlerweile einigen Touren erweisen sich die Taschen als sehr robust.
Inhalt:
Lebensmittel wie Obst oder Energieriegel für schnellen Zugriff während der Fahrt.
Das Video zur Tour
FAQs zum Thema
Mittlerweile haben uns schon etliche Fragen zum Thema Gepäck am Rad erreicht. Die wichtigsten beantworten wir Euch hier in diesen FAQs.
Frage: "Ich fahre ein Gravelbike, das über entsprechende Ösen für Schutzbleche und Gepäckträger-Montage verfügt. Ich kann also einen Lowrider vorne anbringen oder einen Gepäckträger hinten. Ich plane dieses Jahr einige Touren in Hunsrück und Eifel, allerdings mit Übernachtungen in Hotels und Pensionen und werde nicht viel Gepäck mitnehmen. Jetzt bin ich mir unsicher, wo ich das Gepäck am besten anbringen sollte bzw. wo es mich am wenigsten „behindert“. Ist es besser das Gepäck vorne oder hinten anzubringen?"
Antwort: Wie bereits Eingangs in diesem Artikel erwähnt, sollte man das Gepäck grundsätzlich möglichst zentral am Rad befestigen, um einen tiefen, zentralen Schwerpunkt zu erreichen. Der Gepäcktransport hängt außerdem maßgeblich vom geplanten Einsatzbereich ab und lässt sich nicht mit einem Satz beantworten. Sollen Deine Touren vor allem offroad verlaufen, ggf. mit Singletrail-Abschnitten, oder eher auf asphaltierten Radwegen mit gelegentlichen Schotterstraßen?
Frage: "Grundsätzlich gefällt mir das Ortlieb Gravelpack ganz gut, ich frage mich nur warum es auf den Produktbildern immer nur vorne angebracht ist => stört das nicht beim Lenken/Fahren? Ist es hinten nicht besser?"
Antwort: Radtaschen wie das Ortlieb Gravelpack am Vorderrad machen vor allem dann Sinn, wenn man das Rad auch mal bergauf schieben will. Dann stören keine Radtaschen am Hinterrad. Allerdings ändert sich das Fahrverhalten spürbar, das Rad lenkt sich träger. Zudem können die Taschen bei engen Passagen an Steinen oder Büschen hängen bleiben. Auf der Straße oder auf Gravel fährt sich dieses Setup durch den tiefen Schwerpunkt hingegen sehr gut, vor allem wenn beide Taschen gleich schwer beladen sind.
Ein leichter Gepäckträger am Hinterrad mit leicht beladenen Taschen beeinflusst das Fahrverhalten des Rades hingegen weniger und die Radtaschen hängen höher über dem Boden, was vorteilhaft ist, wenn der Weg eng wird und durchs Unterholz verläuft. Die Ortlieb Gravelpacks am Hinterrad funktionieren aus unserer Erfahrung ideal in Kombination mit dem Gepäckträger Tubus Vega.
Wie geht es weiter?
Unsere MTBs und unsere Anpassungen um sie bikepackingtauglich zu machen, stellen wir in Kürze im letzten Teil der Serie ausführlich vor. Also schaut bald wieder vorbei!